Zurück 23 Sep 2021 · 13 min lesezeit
von Michael van den Heuvel

Heute gibt es mehrere Möglichkeiten, eine Depression zu behandeln, etwa Psychotherapien oder Medikamente. Das solltest du wissen.

Sie gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Personen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Mach hier den wissenschaftlich fundierten Selbsttest und finde heraus, ob du Anzeichen einer Depression zeigst.

Hier erfährst Du, wie sich eine leichte oder schwere Depression behandeln lässt.

Hat dein*e Ärzt*in bei dir eine Depression festgestellt, startet sofort die Behandlung, damit sich so schnell wie möglich deine Lebensqualität verbessert und typische Beschwerden zurückgehen. Die Freude am Leben soll sich wieder einstellen, und Gefühle der Antriebslosigkeit oder Sinnlosigkeit sollen verschwinden. Schlägt die Behandlung an, steigt dein Interesse an der Familie, an Freunden am Beruf oder an Hobbys. Außerdem soll die Behandlung erneuten Phasen mit depressiven Beschwerden vorbeugen. Diese sogenannten Rezidive treten leider recht häufig auf. Es ist daher wichtig, dass du dich an die Behandlung hältst, damit die Depression nicht zurückkehrt.

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Überblick: Welche Therapie bei einer Depression ist möglich?

Um eine Depression zu behandeln, setzt dein*e Arzt*Ärztin meist auf Psychotherapien und auf Medikamente, sogenannte Antidepressiva. Er oder sie erfasst im Gespräch die Schwere deiner Symptome und wird eine geeignete Behandlung vorschlagen. Neben dem medizinischen Blickwinkel ist wichtig, dass du deine Wünsche einbringst. 

Gut zu wissen: Es gibt einen Leitfaden für Ärzt*innen (Leitlinie). Darin steht, welche Behandlung nach aktuellem Stand der Forschung die beste wäre. Demnach kannst du bei mittelschweren Depressionen zunächst ausprobieren, ob dir eine Psychotherapie hilft oder ob du besser Medikamente nehmen solltest. Leidest du an schweren Depressionen, ist es besser, beides zu kombinieren. Falls deine Depressionen trotz unterschiedlicher Medikamente plus Psychotherapie wiederkehren, kann dir vielleicht eine Elektrokrampftherapie helfen. 

Generell wird die ambulante Therapie bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Depression eingesetzt. Bei schweren Depressionen wird dir dein*e Arzt*Ärztin vermutlich eine stationäre Therapie in einer Klinik empfehlen.

Psychotherapie bei Depression: So ist der Ablauf

Expert*innen empfehlen allen Patient*innen mit Depression eine Psychotherapie. Der Nutzen ist wissenschaftlich erwiesen. Bei leichteren Beschwerden sind auch sogenannte Kurzzeit-Interventionen möglich, die schnell helfen. Dennoch gilt es, einige Hürden zu überwinden. Der Bedarf an Therapieplätzen ist groß; oft musst du einige Zeit warten, bis ein*e Therapeut*in zur Verfügung steht. Die Wartezeit kannst du mit einer Online-Therapie überbrücken. Außerdem setzt die Psychotherapie voraus, dass du dich öffnest und dich mit deinen Gedanken auseinandersetzt. Das ist nicht immer leicht. Nicht zuletzt baust du eine Beziehung zur*zum Therapeut*in auf. Die „Chemie“ muss einfach stimmen.

Wie funktionieren kognitive Verhaltenstherapien?  

Besonders häufig kommt bei Depressionen die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz, eine Form der Psychotherapie. Sie basiert auf der Beobachtung, dass Patient*innen oft bestimmte Denkmuster haben. Sie sehen sich selbst in einem schlechten Licht und bewerten die eigene Situation pessimistisch. Manche grübeln viel; das typische Gedankenkarussell dreht sich. Andere wiederum befürchten, Mitmenschen würden auf sie herabsehen. Genau hier setzt die kognitive Verhaltenstherapie an. Patient*in und Therapeut*in arbeiten gemeinsam daran, Gedanken zu entlarven, die mit negativen Gefühlen in Verbindung stehen. Anschließend geht es darum, neue Gedanken oder Bilder zu entwickeln, die in kritischen Situationen zum Einsatz kommen können.

Was verbirgt sich hinter digitalen Therapien?

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) eignen sich auch zur Behandlung von Patient*innen mit Depression. Das sind Apps oder Internet-basierte Anwendungen. Dein*e Arzt*Ärztin kann dir unter bestimmten Voraussetzungen DiGA zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnen.

Welche Apps zahlt Deine Krankenkasse?

Zum Hintergrund: Auf Antrag der Entwickler prüft das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) solche Anwendungen. Dabei geht es um die Wirksamkeit, die Sicherheit und den Datenschutz. Gibt das BfArM grünes Licht, wird eine Anwendung in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Jede App, die dort steht, wird von deiner Krankenkasse bezahlt. So lange es noch keine flächendeckend verfügbaren E-Rezepte gibt, erhältst du in der Praxis ein normales Rezept in Papierform. Bei deiner Krankenkasse bekommst du damit einen Freischaltcode. Du kannst deine Krankenkasse aber auch direkt, sprich ohne ärztliche Verordnung, kontaktieren, wenn du eine DiGA nutzen möchtest. Sie prüft, ob Dir eine digitale Therapie helfen könnte.

Wie funktionieren digitale Therapien gegen Depressionen?


Nachdem du den Freischaltcode eingegeben hast, stehen dir bei einer digitalen Therapieunterschiedliche Materialien zur Verfügung. Online-Kurse basieren auf der kognitiven Verhaltenstherapie. Du bearbeitest verschiedene Inhalte individuell und lernst beispielsweise Entspannungstechniken kennen. Strategien helfen dir, mit negativen Gedanken umzugehen oder Methoden zu entwickeln, mit denen du Rückfällen vorbeugen kannst. Außerdem bekommst du viele praktische Tipps, zum Beispiel, wie du deinen Tag besser strukturieren kannst oder was gegen Schlafstörungen hilft. Solche DiGA eignen sich bei mittelschweren Depressionen allein oder in Kombination mit anderen Therapien. Sie können dir auch helfen, die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken. Auch die Online-Kurse von Selfapy können dich bei einer mittelschweren Depression unterstützen.

Welche Medikamente werden bei einer Depression verordnet?

Arzneimittelhersteller haben in den letzten Jahren eine Vielzahl an Medikamenten gegen Depressionen entwickelt und im Rahmen von klinischen Studien untersucht. Wenn du eine Depression hast, fragst du dich natürlich, ob sie dir helfen können. Mittlerweile gibt es allerdings viele Hinweise darauf, dass Antidepressiva bei leichten oder mittelschweren Depressionen nur eine geringe Wirkung haben. Viele Daten fehlen allerdings noch.

Falls du schwere Depressionen haben solltest, sieht die Situation ganz anders aus. Es ist wahrscheinlich, dass es dir durch Antidepressiva bald besser geht. Für dich ist dabei wichtig, dass sich die Wirksamkeit von Person zu Person unterscheidet. Reagierst Du auf das erste verordnende Präparat nicht, solltest du andere Medikamente ausprobieren. Manchmal ist es nötig, in Absprache mit dem Arzt, zwei oder drei Antidepressiva auszuprobieren, bis du das richtige Präparat gefunden hast. Effekte treten frühestens nach ein bis zwei Wochen auf, manchmal aber auch erst nach vier Wochen. Wenn die Medikamente helfen, ist es sehr wichtig, dass du sie weiterhin nimmst und erst reduzierst, wenn dein*e Arzt*Ärztin das empfiehlt.

Welche Medikamente werden bei einer Depression verordnet?

Heute gibt es viele Medikamente gegen eine Depression. Um das richtige Präparat zu verordnen, wird dich dein*e Arzt*Ärztin recht detailliert nach deinen Beschwerden fragen, etwa Schlaflosigkeit, Angst oder Antriebslosigkeit. Falls du in der Vergangenheit bereits ein Arzneimittel gegen Depressionen erhalten hast und deine Erfahrungen damit gut waren, spricht viel dafür, den gleichen Wirkstoff auszuprobieren. Bei der Abwägung spielen aber auch andere Erkrankungen oder weitere Medikamente, die du eventuell benötigst, eine Rolle.

Was weiß man zur Wirkung von Antidepressiva im Körper?

Die Ursachen von Depressionen sind äußerst komplex. Bis heute haben Forschende nicht alle Faktoren aufgeklärt, die zur Entstehung dieser Krankheiten führen. Es gibt jedoch starke Hinweise darauf, dass Veränderungen der Spiegel verschiedener Botenstoffe eine Rolle spielen. Sie übertragen Signale zwischen Nervenzellen. Dazu gehören vor allem Serotonin und Noradrenalin. Antidepressiva beeinflussen unter anderem die Spiegel dieser beiden Moleküle. Es gibt aber auch Medikamente mit ganz anderen Wirkmechanismen.

Antidepressiva lassen sich mehreren großen Wirkstoffklassen zuordnen: 

  • Zu den am häufigsten verordneten Arzneistoffen zählen die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin, daher ihr Name. Ziel ist, dass mehr Serotonin für die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen zur Verfügung steht. 
  • MAO-Hemmer haben ein anderes Wirkprinzip. Sie blockieren die sogenannten Monoaminoxidase-Enzyme (MAO). Das ist ein Enzym, das in Nervenzellen vorkommt. MAO spaltet Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Wird das Enzym jedoch blockiert, steigt die Konzentration solcher Botenstoffe im Gehirn an. 
  • Trizyklische Antidepressiva sind die ältesten Arzneistoffe in dem Bereich. Sie bestehen aus drei Ringsystemen, daher ihr Name. Im Gehirn hemmen trizyklische Antidepressiva die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin. Damit gelingt es, den Mangel bei Depressionen auszugleichen. Sie haben in der Regel mehr Nebenwirkungen als SSRI. Außerdem wirken die Arzneistoffe zu Beginn antriebssteigernd und erst später stimmungsaufhellend. Das kann kritisch sein, falls du Suizidgedanken hast. 
  • Als Notfallmedikament oder als Therapie bei sehr schweren Depressionen steht seit einiger Zeit auch Ketamin zur Verfügung. Es blockiert die Bindungsstellen von Botenstoffen in Nerven und hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin beziehungsweise Dopamin.

Antidepressiva – diese Nebenwirkungen solltest du kennen

Jedes Arzneimittel kann zu Nebenwirkungen führen. Treten bei dir nach der Einnahme von Antidepressiva plötzlich Beschwerden auf, solltest du umgehend mit deinem*er Arzt*Ärztin sprechen. Recht häufig sind Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Alle Nebenwirkungen findest du in der jeweiligen Packungsbeilage. Setz das Präparat nicht eigenmächtig ab; ansonsten gefährdest du die Therapie. Viele Nebenwirkungen verschwinden im Laufe der Zeit, wenn dein Körper sich an den Wirkstoff gewöhnt hat. Andere Nebenwirkungen sind Grund genug, dass dein Medikament ersetzt werden muss. Wichtig ist: Auch wenn du in Foren andere Informationen findest: Antidepressiva machen nicht abhängig.

Wie lange solltest du Antidepressiva einnehmen?

Dein*e Arzt*Ärztin wird mit dir Termine vereinbaren, um den weiteren Verlauf der Behandlung deiner Depression zu besprechen. Er oder sie wird dir Empfehlungen zur Therapiedauer machen. Meist werden Antidepressiva bei der erstmaligen Anwendung noch sechs weitere Monate eingenommen, nachdem alle Beschwerden abgeklungen sind. Handelt es sich um deine zweite Therapie, weil erneut Depressionen aufgetreten sind, solltest du die Präparate mindestens zwölf Monate lang einnehmen. Studien zeigen, dass dein Rückfallrisiko sinkt, wenn du während des Ausschleichens sogenannte psychologische Interventionen nutzt, also zum Beispiel eine Psychotherapie.

Gibt es Antidepressiva, die rezeptfrei sind?

Viele Patient*innen fragen sich, ob bei einer Depression Medikamente rezeptfrei erhältlich sind. In diesen Bereich fallen standardisierte Johanniskraut-Extrakte (Hypericum perforatum). Das pflanzliche, natürliche Antidepressivum erhöht in Nervenzellen durch eine Wiederaufnahmehemmung Spiegel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Mediziner sehen darin eine Möglichkeit, leichte bis mittelschwere Depressionen zu behandeln. Kombinationspräparate, die Passionsblume (Passiflora incarnata) enthalten, scheinen laut Studien sogar etwas stärker zu wirken. Gut zu wissen: Nur bei Medikamenten aus der Apotheke kannst du sicher sein, dass die Qualität gut genug ist, damit sie auch wirken.

Lässt sich eine depressive Verstimmung homöopathisch behandeln?

Viele Menschen wünschen sich, eine Depression natürlich zu behandeln, etwa durch homöopathische Präparate. Heilpraktiker*innen empfehlen beispielsweise Aurum, Cimicifuga, Ginseng, Hypericum, Opium, Sulfur und Thuja in homöopathischer Dosierung, meist in D6. Falls dein*e Heilpraktiker*in oder Arzt*Ärztin keine anderen Empfehlungen gegeben hat, nehmen Erwachsene zur Vorbeugung dreimal täglich fünf Globuli, fünf Tropfen oder eine Tablette ein. Falls du auch einen Versuch wagen möchtest, solltest du wissen, dass es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür gibt, dass Homöopathie Depressionen lindern kann. Das heißt, es fehlen Studien, um nachzuweisen, dass die Wirkung über den Placebo-Effekt hinausgeht.

Was ist der Placebo-Effekt?

Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, das keine Wirkstoffe enthält. Die Patient*innen wissen das jedoch nicht. Trotzdem können sich Krankheiten dadurch verbessern, was verschiedene Ursachen haben kann. Neben den Selbstheilungskräften des Körpers kann gerade bei Depressionen auch ein anderes Verhalten der Grund sein. Vereinfacht gesagt: Die Betroffenen glauben, das Medikament hilft, sie gehen wieder mehr raus, werden aktiver – und es geht ihnen tatsächlich besser.

Wer profitiert von einer Lichttherapie bei Depression?

Ein Spezialfall: Bei der saisonalen depressiven Störung, auch Winterdepression genannt, leiden Patient*innen jedes Jahr wiederkehrend an Beschwerden. Anders als bei Depressionen üblich, haben sie oft einen gesteigerten Appetit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Zur Behandlung dieser speziellen Depression hat sich die Lichttherapie bewährt. Studien zeigen, dass sich Beschwerden meist nach zwei bis drei Wochen bessern.


Die Lichttherapie arbeitet mit einer speziellen Lampe gegen Depression. Sie strahlt Licht im gesamten Spektrum der Sonne ab. Die Beleuchtungsstärke sollte bei mindestens 10.000 Lux liegen. Du schaust täglich für 30 bis 40 Minuten in die Lichtquelle – idealerweise direkt nach dem Aufstehen. Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit verschwinden meist rasch wieder. Bislang gibt es keine Hinweise auf Augenschäden. Gut zu wissen: Die Lichttherapie bei saisonaler Depression wird von deiner gesetzlichen Krankenkasse nicht erstattet. Es handelt sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Du musst die Kosten dafür selbst tragen.

Wachtherapie – was bringt Schlafentzug bei Depression?

Von der Wachtherapie, auch therapeutischer Schlafentzug genannt, profitierst du als Patient*in mit Depressionen. Zahleiche wissenschaftliche Studien zeigen den Effekt. Die Behandlung ist einfach durchzuführen und hat kaum Nebenwirkungen. Du solltest Schlafentzug nur auf ausdrückliche ärztliche Empfehlung selbst durchführen.

Es gibt die Möglichkeit, in der zweiten Hälfte der Nacht wach zu bleiben oder die gesamte Nacht nicht zu ruhen. Effekte zeigen sich oft noch am gleichen Tag, halten aber kürzer an als Psycho- oder Pharmakotherapien. Diese Behandlungen lassen sich kombinieren. Zum Therapiekonzept gehört auch, den Tag-Nacht-Rhythmus mittelfristig zu stabilisieren. Die Wachtherapie findet meist in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht statt.

Wie funktioniert die Elektrokrampftherapie (EKT) bei Depression?

Zeigen Psycho- oder Pharmakotherapien nicht den gewünschten Effekt, greifen Ärzt*innen mitunter auf die Elektrokonvulsionstherapie oder Elektrokrampftherapie zurück, um eine Depression zu behandeln. Sie bringt in sehr schweren Fällen, auch in Zusammenhang mit Suizid-Versuchen, rasch Besserung. Die Wirksamkeit steht wissenschaftlich außer Frage.

Bei der eigentlichen EKT-Behandlung befinden sich Patient*innen, die an einer Depression leiden, in Vollnarkose und erhalten Muskelrelaxanzien. Das sind Medikamente zur Entspannung der Skelettmuskulatur. Ein*e Anästhesist*in überwacht das. Über Oberflächenelektroden an der Kopfhaut löst man einen Krampfanfall aus. Davon bekommst du als Patient*in aber nichts mit. Wahrscheinlich schüttet der Körper beim Krampfanfall verschiedene Botenstoffe im Gehirn aus, und die Depression verringert sich. Häufige Nebenwirkungen sind Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, oder Schmerzen der Skelettmuskulatur.

Lässt sich eine depressive Verstimmung selbst behandeln?

Vielleicht wünschst du dir eine Eigentherapie deiner Depression, ohne Arzt*Ärztin. Das ist allerdings gefährlich, denn die Beschwerden können auf viele verschiedene Krankheiten hindeuten. Auch der Schweregrad einer Depression lässt sich ohne medizinischen Hintergrund nicht beurteilen. In Absprache mit deinem*r Arzt*Ärztin in kannst du dennoch einiges tun, um deine Depression selbst zu behandeln, beziehungsweise zur Therapie beizutragen:

  • Grundsätzlich profitieren alle Menschen von gesunder, abwechslungsreicher Ernährung. Patient*innen mit Depression und mit schlechtem Appetit sollten darauf besonders achten. Derzeit gibt es jedoch keine Hinweise, dass bestimmte Vitamine oder Mineralstoffe die Erkrankung positiv beeinflussen – außer das Blutbild liefert Hinweise auf einen Mangel. 
  • Außerdem kommen aus der wissenschaftlichen Literatur Hinweise, dass Sport – vor allem bei leichten bis mittelschweren Depressionen – ähnlich wirksam sein kann wie Antidepressiva. Als Maß werden oft 150 Minuten pro Woche oder mehr genannt. Dabei handelt es sich um ein moderates Training im aeroben Bereich. Damit ist Ausdauersport gemeint, etwa Joggen, Radfahren oder Nordic Walking.

Wie lässt sich bei Depressionen der Erfolg einer Behandlung messen?

Derzeit gibt es keine Laborwerte, die man beispielsweise im Blut bestimmt, um herauszufinden, ob eine Therapie anschlägt. Dein*e Arzt*Ärztin arbeitet mit unterschiedlichen Fragebögen. Diese sogenannten Scores werden zu Beginn und im Verlauf der Behandlung Deiner Depression mehrfach eingesetzt, um Änderungen zu erfassen. Dabei beantwortest du Fragen zur Art und zur Stärke deiner Symptome. Auch Suizidgedanken oder ein Suizidwunsch werden abgefragt.

Eine Depression nicht behandeln – ist das möglich?

Viele Patienten fragen sich aber auch, welche Folgen bei einer unbehandelten Depression drohen. Das hängt vom Einzelfall ab. Ohne Therapie steigt das Risiko eines Suizids stark an. Wie lange eine Depression unbehandelt dauert, ist individuell ebenfalls unterschiedlich. Durchschnittlich klingen die Beschwerden unbehandelt nach sechs bis acht Monaten wieder ab. Allerdings gibt es das Risiko von Rückfällen – die erheblich länger dauern können.

Ein Artikel von

Michael van den Heuvel Medizinredakteur

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Quellenangaben

  1. Blumenthal JA et al. (2007): Exercise and Pharmacotherapy in the Treatment of Major Depressive Disorder, Psychosom Med. 2007 (7), 587-596
  2. Bundesministerium für Gesundheit (ohne Datum), Depression, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression.html 
  3. Breedvelt, JJF et al. (2021): Continuation of Antidepressants vs Sequential Psychological Interventions to Prevent Relapse in Depression. An Individual Participant Data Meta-analysis. JAMA Psychiatry, 2021 (8), 868-875
  4. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (2015): S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2017-05.pdf
  5. Fournier JC et al. (2010): Antidepressant Drug Effects and Depression Severity. A Patient-Level Meta-analysis. JAMA, 2010 (1), 47-53
  6. IGeL-Monitor (ohne Datum): Lichttherapie bei saisonal depressiver Störung („Winterdepression“), https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/lichttherapie-bei-saisonal-depressiver-stoerung-winterdepression.html
  7. Rocha, FL et al. (2012): Combination of Antidepressants in the Treatment of Major Depressive Disorder. A Systematic Review and Meta-Analysis. J Clin Psychopharmacol, 2012 (2), 278-81

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