Zurück 10 Nov 2023 · 8 min lesezeit
von Nora Blum

Depressionen können sich mit manischen Phasen voller Energie abwechseln, in oder nach der Schwangerschaft auftreten, jährlich nur im Winter wiederkehren, von Psychosen begleitet sein oder chronisch werden. Grundsätzlich kann man in verschiedene Arten von Depressionen unterscheiden:

  • Major Depression (Unipolare Depression)
  • Chronisch depressive Verstimmung (Dysthymie)
  • Wochenbettdepression und Baby Blues
  • Zyklothyme Störung
  • Saisonal abhängige Erkrankungen ("Winterdepression")
  • Bipolare Störung
  • Psychotische Depression

Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann erkrankt im Laufe des Lebens an einer Depression.

Unipolare Depression

Wenn wir allgemein von Depression sprechen, meinen wir in der Regel die unipolare Depression. Sie ist die am häufigsten vorkommende Depressions-Art. Bei dieser Form fallen die Betroffenen über mehrere Wochen oder Monate hinweg in ein emotionales Loch, von dem sie das Gefühl haben, nicht mehr entkommen zu können. Wird eine Depression nicht behandelt, können sich die Beschwerden so stark verschlechtern, dass die Betroffenen in einer Klinik medizinisch betreut werden müssen.

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Eine unipolare Depression erkennst du an diesen Symptomen:

  • innere Leere
  • Gefühlskälte
  • Traurigkeit
  • Sorgen und Ängste
  • mangelndes Sinnempfinden
  • Hoffnungslosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Gleichgültigkeit
  • Schuldgefühle
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Suizidgedanken

Was ist eine Major Depression?

Vielleicht hast du schon einmal den Begriff „Major Depression“ gehört? Er wird häufig synonym mit dem einer schweren unipolaren Depression verwendet. Die Symptome Depression treten unterschiedlich stark auf und beeinträchtigen auch das Leben der Betroffenen nicht immer im gleichen Maße. Daher unterscheiden Mediziner zwischen leichten, mittelschweren und schweren Depressionen. In den USA werden die Schweregrade von Depressionen laut dem Klassifikationssystem DSM-IV in „Major Depression“ (schwere depressive Episode) und „Minor Depression“ (leichtere depressive Episode) eingeteilt.

Bipolare Störung

Die bipolare Störung ist besonders unter den Arten der Depression. Sie ist im Grunde keine Depression, zählt aber ebenso wie die Depression zu den affektiven Störungen. Bei einer bipolaren Störung erlebst du neben depressiven Episoden auch manische Phasen. Diese sind das genaue Gegenteil der depressiven Episoden. Während du dich in Zeiten der Depression traurig, hoffnungslos, ohne Energie und Antrieb fühlst, verspürst du in manischen Episoden extreme Freude, Begeisterung und bist voller Tatendrang. Bei einer bipolaren Störung schwankst du also ständig zwischen zwei Extremen.

Unipolar und Bipolar: Begriffe leicht erklärt

Eine unipolare Depression tritt in Episoden auf, bei denen die typischen Beschwerden mindestens zwei Wochen lang andauern. Manche Menschen erleben nur einmal im Leben eine Depression. Bei anderen treten depressive Episoden immer wieder auf. Zwischen diesen Episoden fühlen sich viele Betroffene beinahe völlig normal. Durch den Begriff „unipolar“ grenzen sich diese Arten der Depression – es gibt mehrere – von der „bipolaren Störung“ ab, bei der es sowohl zu depressiven Episoden als auch zu manischen Phasen kommt.

An diesen Symptomen erkennst du die depressiven Phasen bei der bipolaren Störung:

  • Traurigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • innere Leere
  • Antriebsschwäche
  • Gleichgültigkeit

Symptome manischer Episoden bei der bipolaren Störung sind:

  • Euphorie
  • Selbstüberschätzung
  • Aktionismus
  • übertriebene Begeisterung
  • ein geringes Schlafbedürfnis
  • Reizbarkeit und geringe Frustrationstoleranz

Auf und ab: Die Manie

Eine Manie kann bei manchen Menschen so stark ausgeprägt sein, dass sie den Bezug zur Realität verlieren und psychotische Zustände erleben, bis hin zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Zwischen den manischen und depressiven Phasen gibt es Zeiten mit ausgeglichenem Gemütszustand. Eine bipolare Störung ist schwerer zu behandeln und wird meist auch später erkannt als eine unipolare Depression. Ärzt*innen können die Diagnose erst stellen, wenn neben einer depressiven mindestens einmal eine manische Episode aufgetreten ist.

Zyklothyme Störung

Die zyklothyme Störung gilt als schwächere Version der bipolaren Störung. Hierbei leiden die Betroffenen unter chronischen Stimmungsschwankungen, bei denen sich leichte bis mittelschwere manische Phasen mit Episoden depressiver Verstimmung abwechseln. Dazwischen gibt es ebenfalls Phasen, in denen der Gemütszustand der Betroffenen ausgeglichen ist. Diese Phasen der Normalität dauern jedoch nicht länger als zwei Monate an. In den meisten Fällen überwiegen die manischen Perioden und dauern länger als die darauffolgenden depressiven Episoden.

Das bedeutet, dass wenn du unter einer zyklothymen Störung leidest, du längere Zeit auf „Antrieb“ und „Hochleistung“ gepolt bist.

Du brauchst vermutlich weniger Schlaf und fühlst dich trotzdem voller Energie und Tatendrang. Das kann im Positiven dazu führen, dass du besonders leistungsfähig und erfolgreich im Beruf bist. Auf der anderen Seite hat die Manie bei der zyklothymen Störung sehr oft negative Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen und verursacht mangelnde Stabilität im Alltag.

Psychotische Depression

Wenn Menschen, die unter einer Depression leiden, das Bewusstsein für die Realität verlieren, sprechen Mediziner von einer psychotischen Depression. Die Betroffenen erleben Halluzinationen, sehen oder hören Dinge, die gar nicht da sind, oder erleben Wahnvorstellungen und schätzen Situationen unrealistisch ein. Manche Menschen mit einer psychotischen Depression empfinden sich selbst als böse oder schlecht, fühlen sich verfolgt oder werden paranoid, denken, dass andere Menschen gegen sie wären oder sie Schlechtes in ihrem Umfeld auslösen – dies sind Warnsignale, die du ernst nehmen solltest.

Die Beschwerden bei einer psychotischen Depression sind in der Regel schwerer ausgeprägt und die Episoden dauern länger als bei Depressions-Arten ohne Wahnvorstellungen. Auch das Risiko eines Rückfalls ist größer.

Dysthymie

Bei den meisten Arten der Depression verläuft die Erkrankung in Phasen, in denen Menschen ein emotionales Tief erleben.

Wenn du durchgehend über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren regelmäßig an Depressions-Symptomen leidest, kann das auf eine sogenannte Dysthymie hindeuten.

Eine Dysthymie ist also eine chronische Depression. Hierbei ist die Stimmung unentwegt gedrückt. Du fühlst dich niedergeschlagen, hast kaum Freude an Hobbys oder sozialen Kontakten, fühlst dich antriebslos und leer.

Weitere Dysthymie-Symptome sind:

  • Überforderung bei alltäglichen Aufgaben
  • Unfähigkeit, Freude zu empfinden
  • Schlafstörungen/Müdigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • das Gefühl, nicht gut genug zu sein
  • Pessimismus
  • Gereiztheit, Wut
  • ständige Nörgelei
  • verminderte Gesprächigkeit
  • Muskelverspannungen

Die Symptome der Dysthymie sind in der Regel weniger stark ausgeprägt als bei anderen Arten der Depression, zum Beispiel der schweren unipolaren Depression („Major Depression“). Das führt dazu, dass die chronische Depression oft erst spät entdeckt und behandelt wird – zum Nachteil der Betroffenen. Denn auch wenn die Symptome weniger stark ausfallen, sind sie belastend, weil sie fortwährend bestehen. Da du dich bei einer Dysthymie dauerhaft antriebslos und niedergeschlagen fühlst, kann dieser Zustand die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Krankheit kann sich auf den Beruf, die Familie und die sozialen Kontakte auswirken. Daher ist es wichtig, schon bei leichteren Symptomen hellhörig zu werden, wenn sie lange anhalten.

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Depression und Schwangerschaft

Pränatale und postnatale Depression

Während der Schwangerschaft und rund um die Geburt sind Frauen aufgrund der Hormonsituation und der sich schlagartig wandelnden Lebensumstände emotional besonders empfindlich und haben ein höheres Risiko, eine Depression zu entwickeln.

Tritt die Depression während der Schwangerschaft auf, sprechen Mediziner von einer pränatalen Depression.

Bei Frauen, die im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes eine Depression entwickeln, ist die Rede von einer postnatalen Depression. Sie gehören also zu den Arten von Depression, die für bestimmte Lebenssituationen typisch sind.

Pränatale Depression

Etwa jede zehnte Frau leidet während der Schwangerschaft unter einer Depression.

Besonders anfällig sind Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft depressive Episoden erlebt haben.

Neben der veränderten Hormonsituation gilt die besondere Lebenssituation beim Warten auf den Nachwuchs als Auslöser: Den Frauen wird bewusst, welche Veränderungen in Bezug auf den Beruf, die Partnerschaft und die restliche Lebensplanung bevorstehen. Gleichzeitig wird ein gesellschaftlicher Druck auf die Schwangere ausgeübt, sich freuen zu müssen. Das wiederum führt dazu, dass die Schwangere ihre Sorgen nicht mitteilt, sondern hinunterschluckt – was die Beschwerden verschlimmern kann.

Postnatale Depression

Die postnatale Depression, auch Wochenbettdepression genannt, ist eine Depressions-Art, die im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes auftritt.

Etwa 15% der Frauen erleben eine postnatale Depression.

Die Symptome der postnatalen wie auch der pränatalen sind ähnlich derer, die etwa bei der unipolaren Depression auftreten: Traurigkeit, Ängstlichkeit, Sorge oder ein Gefühl innerer Leere sind häufige Beschwerden. Dazu kommen Schuldgefühle besonders häufig vor. Wenn du betroffen bist, plagt dich vielleicht ein schlechtes Gewissen, weil du dich nicht richtig über das Baby freust und damit das Ideal der „glücklichen Mutter“ nicht erfüllen kannst. Sowohl bei der pränatalen als auch bei der postnatalen Depression ist es wichtig, die negativen Gefühle nicht herunterzuschlucken, sondern sich professionelle Unterstützung zu holen.

Saisonale Depression (Winter-Depression)

Kennst du das auch? Dunkelheit, Kälte und Matschwetter im Herbst und Winter drücken auf die Stimmung. Das geht vielen Menschen so. Sie fühlen sich müde, schlapp und haben keine Lust, etwas zu unternehmen. Bei manchen Menschen sind diese Symptome so stark, dass sie sich wie bei einer unipolaren Depression richtig niedergeschlagen fühlen. Auch Schläfrigkeit und Heißhunger auf Süßigkeiten sind häufige Beschwerden. Die Herbstdepression oder Winterdepression zählt zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens (SAD = seasonal affective disorders).

Der Grund für die schlechte Stimmung in der kalten Jahreszeit ist vermutlich der Mangel an Tageslicht, der die Hormonsituation beeinflusst.

Wenn es früh dunkel und spät hell wird, die Sonne sich auch tagsüber nur bedeckt hält, schüttet der Körper vermehrt das Schlafhormon Melatonin aus. Dieser Botenstoff macht müde und trübt die Stimmung.

Verschiedene Arten: Depression kann also viele Gesichter haben. Such unbedingt eine*n Ärzt*in auf, wenn du ungewöhnlich niedergeschlagen bist.

Ein Artikel von

Nora Blum Gründerin · Psychologin

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Quellenangaben

  1. Psychische Hilfe Wien (o. D.). Arten von Depressionen. Zugriff am 12. Oktober 2021.https://psychische-hilfe.wien.gv.at/fakten/depressionen/arten-von-depressionen/
  2. Bundesverband der AOK (o. D.). Ursachen und Arten einer Depression. Zugriff am 12. Oktober 2021.https://www.aok.de/pk/uni/inhalt/ursachen-und-arten-einer-depression/
  3. Coryell, W. (2018). Zyklothymie. MSD Manuals.https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/psychische-st%C3%B6rungen/affektive-st%C3%B6rungen/zyklothymie
  4. Deutsche Depressionshilfe (0. D.). Verlaufsformen. Zugriff am 12. Oktober 2021.
    https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/verlaufsformen
  5. Familienberatung.at (o. D.). Pränatale Depression Auswirkungen. Zugriff am 12. Oktober 2021.https://www.familienberatung.gv.at/start/praenatale-depression-auswirkungen/
  6. Deutsche Depressionshilfe (o. D.). Häufigkeit. Zugriff am 12. Oktober 2021.https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/haeufigkeit

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