Eine Depression ist nicht nur für die Betroffenen schlimm, sie belastet auch alle nahestehenden Menschen. Auf der einen Seite möchten Angehörige eine Unterstützung sein. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass sie auf sich selbst achten. Denn eine Depression ist meistens eine langwierige Erkrankung. Da brauchen auch Familie und Freunde viel Kraft und Geduld.
- Es ist wichtig, dass Angehörige sich über eine Depression informieren.
- Angehörige können Betroffene im Alltag und bei der Behandlung unterstützen, indem sie beispielsweise zu Aktivitäten ermuntern und als Gesprächspartner*innen dienen.
- Bei Suizidgedanken sollten Angehörige unbedingt Fachleute hinzuziehen.
- Ganz wichtig im Umgang mit Depressiven: Angehörigen sollten auch auf sich selbst achten.
Ob es um Geschwister geht, enge Freunde oder Partner*in – eine Depression belastet auch Angehörige. Der*die Betroffene verhält sich wie ein ganz anderer Mensch, du fühlst dich hilflos, verstehst nicht, was passiert, und warum der*die Erkrankte plötzlich ganz normale Dinge nicht mehr tun mag oder kann. Du gibst ihm*ihr Tipps, ohne etwas zu erreichen. Das ist eine zermürbende Situation. Wenn es um den*die Partner*in geht, bleiben wahrscheinlich viele Aufgaben an dir hängen, vielleicht kommt es sogar zu finanziellen Problemen, und über all dem schwebt die Sorge, ob der*die Depressive wieder gesund wird.
Inhaltsverzeichnis
Informationen für Angehörige: Depression und ihre Merkmale
Um verstehen zu können, was in Betroffenen vorgeht, sollten sich Angehörige umfassend über das Thema Depression informieren. Die wichtigsten Symptome sind:
- große Niedergeschlagenheit
- fehlende Freude
- Antriebsmangel
- Müdigkeit
- Konzentrationsmangel
- Zukunftsangst
- Gefühl von Hoffnungslosigkeit
- geringes Selbstwertgefühl
- das Empfinden, an der schwierigen Situation selbst schuld zu sein
- Suizidimpulse
Körperliche Depressions-Symptome können hinzukommen, zum Beispiel:
- wenig Appetit
- Schlafstörungen
- Verdauungsprobleme
- Schmerzen, beispielsweise im Rücken, in den Gelenken oder Kopfweh
- Luftnot
- Engegefühl in der Brust
In unserem Artikel zum Thema Depression erkennen, findest du mehr Informationen zu Symptomen und welche Merkmale die Erkrankung hat.
Es gibt bei einer Depression Tipps: Angehörige können helfen
Wenn du einen Teil der oben genannten Anzeichen bei einem dir nahestehenden Menschen wahrnimmst und sie länger als zwei Wochen anhalten, solltest du die*den Betroffene*n zum Arztbesuch ermuntern oder sogar anbieten, sie*ihn zu begleiten. Depressive wollen oft nicht wahrhaben, dass sie krank, sind oder sie haben Angst, „verrückt“ zu sein. Deswegen brauchst du vielleicht ein wenig Geduld. Zeig deutlich, dass du dir Sorgen machst – und für die*den Erkrankte*n da bist! Die erste Anlaufstelle kann die*der Hausärztin*arzt sein.
Das solltest du als Angehörige*r bei einer Depression nicht tun
Es ist sehr wichtig, dass du verstehst, dass eine Depression eine Krankheit ist. Wenn ein*e Freund*in ein Bein gebrochen hätte, würdest du mit Sicherheit nicht sagen: „Jetzt gib dir mal Mühe und geh mit mir spazieren.“ Ähnlich ist es bei einer Depression. Du solltest dir – gut gemeinte – Ratschläge oder Aufforderungen verkneifen wie:
- Reiß dich mal ein bisschen zusammen.
- Es ist doch gar nichts Schlimmes passiert.
- Du brauchst einfach nur Urlaub.
- Das geht auch wieder weg.
- Jeder ist mal traurig.
Solche Sätze geben der*dem Betroffenen umso mehr Gefühl, dass es ihre*seine Schuld ist, wenn sie*er sich nicht gut fühlt. Mach dir klar: Der*dem Erkrankten geht es wirklich richtig schlecht, und er*sie kann selbst kurzfristig nichts daran ändern.
So kannst du bei einer Depression als Angehörige*r eine Unterstützung sein
Du kannst die Krankheit nicht heilen oder die*den Betroffene*n wieder glücklich machen, aber du kannst eine wichtige Hilfe sein, damit es ihr*ihm bald besser geht. Das kannst du tun:
- Eine professionelle Behandlung ist bei einer Depression sehr wichtig. Viele Menschen haben beispielsweise Angst davor, Antidepressiva zu nehmen. Sie befürchten, „dann nicht mehr sie selbst zu sein“. Unterstütze die Meinung des*der Arztes*Ärztin. Denn die Medikamente sind oftmals ein sehr wichtiges Mittel, um aus der Depression herauszukommen. Das gilt vor allem für eine Major Depression. Angehörige sollten sich bewusst machen, dass Suizidimpulse als Symptom hinzukommen können. Auch zu Besuchen bei einem*einer Therapeut*in solltest du Betroffene ermuntern.
- Nimm dem*der Erkrankten im Alltag nicht mehr ab als nötig. Was er*sie selber tun kann, sollte er*sie auch machen. Er*sie ist nicht herzkrank!
- Versuch, Aktivität und regelmäßige Rituale zu fördern. Eine feste Alltagsstruktur kann hilfreich sein. Etwa regelmäßige Spaziergänge, gemeinsames Einkaufen und Ähnliches.
- Bleib geduldig, wenn ihr immer dieselben Gespräche führt, und nimm es nicht persönlich, wenn der*die Depressive deine Ratschläge nicht annimmt. Er*sie kann nicht rational handeln. Das ist Teil der Krankheit.
- Zeig der*dem Erkrankten, dass du immer für sie*ihn da bist.
- Halte Betroffene davon ab, große Entscheidungen zu treffen. Depressive neigen dazu, zu denken, sie müssten etwas Grundsätzliches ändern (Haus verkaufen, Job kündigen, Beziehung beenden), damit es ihnen wieder besser geht. Signalisiere, dass du jede Entscheidung unterstützt – sobald es der Person besser geht.
- Ermuntere die*den Betroffene*n dazu, auch mit anderen Menschen möglichst offen über die Depression zu sprechen. Heimlichkeiten können den Druck erhöhen.
Depression: Hilfe für Angehörige bei Suizidimpulsen
Ganz wichtig bei Suizidgedanken: Du kannst die Situation als Laie nicht beurteilen. Auch wenn du dir überhaupt nicht vorstellen kannst, dass zum Beispiel dein*e Partner*in sich etwas antun würde, musst du Suizidgedanken immer ernst nehmen! Vielleicht redet er*sie auch gar nicht darüber. Ein auffälliges Zeichen kann es sein, wenn es der*dem Betroffenen sehr schlecht ging und er*sie sich plötzlich viel besser zu fühlen scheint – das ist leider oft der Fall, wenn Depressive einen Suizid beschließen. Dieser vermeintliche Ausweg kann zu einem falschen Gefühl von Erleichterung und einer entsprechend gehobenen Stimmung führen.
Bei Suizidgefahr solltest du die*den Betroffenen auf keinen Fall allein lassen! Verständige die*den behandelnde*n Ärztin*Arzt. Alternativ kannst du als Angehörige*r mit der*dem Depressiven eine psychiatrische Ambulanz aufsuchen. Besteht akute Gefahr, solltest du die 112 wählen und die Situation schildern. Im Extremfall wird der*die Betroffene ins Krankenhaus eingewiesen, um ihn*sie zu schützen.
Depression: Beratung für Angehörige
Eine Depression ist für alle Beteiligten eine Belastung, und in der Regel dauert es viele Monate, bis es den Betroffenen besser geht. Wir haben daher Tipps für Angehörige zusammengestellt.
Depression: Angehörigen-Ratgeber zum Kraft tanken
Du brauchst Kraft, auch wenn es der*dem anderen schlecht geht. Das ist leichter gesagt als getan. In der akuten Phase der Erkrankung verändert sich auch dein Leben. Achte auf dich. Du solltest deine Hobbys nicht völlig vernachlässigen, dich auch weiterhin mit Freunden treffen, dir kleine Inseln der Ablenkung schaffen. Ein Beispiel: Du hast Bedenken, deine*n Partner*in allein zu lassen? Vielleicht kannst du ein*e Freund*in oder andere Angehörige bitten, vorbeizukommen, damit du deinerseits mal rauskommst? Hab kein schlechtes Gewissen, wenn du dir „einen schönen Abend“ machst. Du musst deine Akkus aufladen, um für die*den andere*n da sein zu können!
Psychotherapie und Selbsthilfegruppe Depression: Angehörige im Fokus
Freunde können dich vielleicht nicht verstehen, weil die Situation für sie unvorstellbar ist. Besuch eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe Depression. Es tut gut, sich alles von der Seele zu reden und sogar praktische Tipps für den Alltag zu bekommen. Vielleicht fühlst du dich auch so erschöpft oder überfordert, dass du selbst psychotherapeutische Hilfe benötigst. Zögere damit nicht! Eine Depression eines nahestehenden Menschen ist eine extrem belastende Situation – für alle Beteiligten.
Quellenangaben
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2016). Unipolare Depression – Patientenleitlinie zur Versorgungsleitlinie. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005p_S3_Unipolare_Depression_2017-05.pdf
- Deutsche Depressionshilfe (o.D.). Rat für Angehörige Depression. Zugriff am 14. Oktober 2021. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-für-angehoerige
Deutsche Depressionshilfe (o. D.). Rat für Angehörige Depression. Zugriff am 14. Oktober 2021.
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-fuer-angehoerige
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- Neurologen und Psychiater im Netz (o. D.). Informationen für Angehörige. Zugriff am 14. Oktober 2021. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/depressionen/informationen-fuer-angehoerige/
- Patienten-Information.de (o. D.). Depression – eine Information für Angehörige und Freunde. Zugriff am 14. Oktober 2021. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/depression-ratgeber-fuer-angehoerige
Deutsche Depressionshilfe (o. D.). Rat für Angehörige Depression. Zugriff am 14. Oktober 2021.
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-fuer-angehoerige
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