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Positive Psychologie: Leichter durchs Leben mit einer positiven Grundeinstellung

02 Aug 2023 · 8 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner
Positive Psychologie

Die positive Psychologie als eine Richtung der Psychologie hat sich in den letzten Jahrzehnten vermehrt weiterentwickelt. Doch worum geht es dabei eigentlich genau?

Was ist positive Psychologie?

Die  positive Psychologie interessiert sich dafür herauszufinden, was Menschen, Organisationen, aber auch ganze Gesellschaften dazu bringt, sich bestmöglich zu entwickeln. Das Forschungsfeld der positiven Psychologie versucht den Fokus auf die positiven Eigenschaften von Menschen zu bringen und bildet somit einen starken Gegensatz zur klinischen Psychologie. Die klinische Psychologie betrachtet eher die Entstehung, Symptome und Heilung psychischer Erkrankungen. Themen, mit denen sich die positive Psychologie beschäftigt, sind zum Beispiel 

  • menschliche Lebenszufriedenheit
  • die Stärken und positiven Eigenschaften von Menschen, 
  • Glück
  • emotionales Wohlergehen oder auch 
  • Resilienz.

Die positive Psychologie findet in vielen Bereichen praktische Anwendung, zum Beispiel in der Psychotherapie, im Bildungswesen oder auch im beruflichen Kontext. Die positive Psychologie beschäftigt sich aber auch mit der persönlichen Weiterentwicklung und mit persönlichem Wachstum.

Grundlagen der positiven Psychologie

Grundlage der positiven Psychologie bildet das PERMA-Modell von Martin Seligman. Das Akronym PERMA steht für die folgenden fünf Faktoren:

  • Positive Emotionen
  • Engagement, also das Erkennen und Nutzen der eigenen Stärken und das Erleben von Flow
  • Relationships, also Beziehungen
  • Meaning, also Sinnerleben
  • Accomplishment, also das Erreichen von Zielen und Selbstwirksamkeit

Heute wird häufig auch ein sechster Faktor “V”, der für Vitalität steht, hinzugefügt. Denn auch die körperliche Gesundheit spielt eine wichtige Rolle für ein glückliches und erfülltes Leben.

Im Arbeitskontext gibt es vier weitere Faktoren, die laut der positiven Psychologie das Sinnerleben und Wohlbefinden beeinflussen: körperliche Gesundheit, eine optimistische und wachstumsorientierte Einstellung, Umwelt und Umfeld sowie der Faktor finanzielle Sicherheit.

Die 7 Glücksfaktoren

In ihrem Glückstagebuch “glücklicher” geht Selfapy-Psychologin Marie Reisach auf sieben Faktoren ein, die ein glückliches Leben beeinflussen können: Dabei handelt es sich um: Sinnerleben, Humor, Optimismus, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Selbstfürsorge und Selbstwirksamkeit. Eine hohe Ausprägung jedes einzelnen Faktors kann laut psychologischen Studien unser allgemeines Wohlbefinden positiv beeinflussen. Das Buch erschien im GU-Verlag.

Wo wird positive Psychologie angewendet?

Die positive Psychologie wird in unterschiedlichsten Bereichen der Psychologie angewendet, um dort jeweils positive Eigenschaften von Individuen zu stärken. 

  • Psychotherapie: Für den Bereich der Psychotherapie werden die Erkenntnisse der positiven Psychologie entweder ergänzend oder als alternative Methode eingesetzt, die sich weniger um Defizite kümmert, als darum, schon vorhandene positive Eigenschaften von Menschen zu fördern. Dabei geht es zum Beispiel um die Förderung von Selbstwertgefühl, um gleichzeitig die Symptome psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder von Angsterkrankungen zu mildern

Wenn du unter einer Depression leidest, kann das kostenlose E-Book bei Depression von Selfapy eine Unterstützung für dich sein. Es wurde von Psycholog*innen entwickelt und enthält Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Der Download ist kostenfrei für dich.

Leidest du unter einer Depression? Finde es heraus, mit dem Selbsttest von Selfapy. Beachte aber, dass es sich bei dem Test lediglich um eine erste Einschätzung handelt und dass er keine professionelle Diagnose ersetzt.

  • Beruf: Auch im beruflichen Kontext kann das Konzept der positiven Psychologie angewendet werden. Hier ist das Ziel, sowohl die Zufriedenheit als auch die Produktivität von Mitarbeitenden zu fördern. Maßnahmen aus dem Bereich der positiven Psychologie die hierfür angewendet werden, sind zum Beispiel die folgenden:
  1. Eine wertschätzende und konstruktive Feedbackkultur, die sowohl bottom-up als auch top-down stattfinden soll. Es soll also allen Hierarchieebenen die Möglichkeit gegeben werden, Rückmeldungen und Ideen einzubringen. Hierbei geht es auch darum, positive Leistungen anzuerkennen und diese herauszustellen.
  2. Eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung, die zum einen die Konzentration und Kreativität von Mitarbeitenden fördert, zum anderen aber auch das Wohlbefinden am Arbeitsplatz erhöhen soll, ist ebenso wichtig. Dazu gehören auch regelmäßige und erholsame Pausen sowie eine gute Arbeitsstruktur und klare Kommunikationsregeln. 
  3. Die Förderung der  persönlichen Entwicklung von Mitarbeitenden.
  • Bildung: Auch im Bildungsbereich spielt die positive Psychologie eine Rolle. Insbesondere für Maßnahmen zur Förderung des Lernprozesses und der daraus resultierenden Leistung werden Erkenntnisse der positiven Psychologie angewendet. So geht es genauso wie im Arbeitskontext um die Schaffung einer geeigneten und unterstützenden Lernumgebung, aber auch darum, Selbstregulation zu erlernen und zu fördern sowie die Kreativität, die Lust am Lernen und die damit verbundene Neugier von Lernenden zu erhöhen. 
  • Persönliche Entwicklung: Wichtige Anwendungsbereiche der positiven Psychologie sind das persönliche Wachstum und die Weiterentwicklung. Das Konzept der positiven Psychologie findet hier Anwendung, indem persönliche Stärken von Individuen zunächst identifiziert und im Anschluss gefördert werden sollen. Auch das Erlernen von Mitgefühl sich selbst gegenüber oder Achtsamkeitsmethoden wie Meditation werden im Rahmen der positiven Psychologie für das persönliche Wachstum eingesetzt. 

Ganz allgemein will die positive Psychologie also das Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Menschen erhöhen und ihre positiven Eigenschaften stärken. 

Übungen aus der positiven Psychologie

Übungen aus der positiven Psychologie finden nicht nur im Kontext von Psychotherapie Anwendung. Viele Methoden können auch alleine durchgeführt werden. Im Folgenden haben wir einige davon aufgelistet. Vielleicht merkst du ja einen Unterschied, wenn du eine oder mehrere davon regelmäßig durchführst. 

Aktives Zuhören

Wenn du das nächste Mal ein intensiveres Gespräch mit einer Person führst, dann achte darauf, dieser Person wirklich zuzuhören, ihr Fragen zu dem was sie erzählt, zu stellen und versuche wirklich zu verstehen, was diese Person dir sagen will. Versuche, das Gespräch nicht dafür zu nutzen, von dir zu sprechen. Gib deinem Gegenüber einfach die Möglichkeit von sich zu erzählen und sei ein*e gute*r Zuhörer*in. So kannst du deine sozialen Beziehungen stärken und Nähe und Intimität sowie die Kommunikation mit anderen fördern. 

Für mehr gute Gespräche und echte Intimität, lade dir die kostenlosen Gesprächskarten von Selfapy herunter. Die Fragen sorgen garantiert für neue Impulse bei jeder Unterhaltung.

Dankbarkeitstagebuch

Bei einem Dankbarkeitstagebuch geht es genau um die Basis der positiven Psychologie: Darum, den Fokus auf das Positive zu lenken. Um ein Dankbarkeitstagebuch zu führen, schreibe jeden Tag drei oder auch mehr Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist. Das können auch Kleinigkeiten sein, wie ein Sonnenstrahl, der dich geweckt hat. 

Meditation und Achtsamkeit 

Um deine Aufmerksamkeit in den aktuellen Moment zu bringen und um deine Gedanken zu beruhigen, können auch Meditations- und Achtsamkeitsübungen hilfreich sein. Regelmäßiges Meditieren kann außerdem dabei helfen, sowohl Stress- als auch Angstzustände zu reduzieren. 

Stärkenbasiertes Denken

Beim stärkenbasierten Denken als Konzept der positiven Psychologie geht es darum, die eigenen Stärken zunächst zu identifizieren. Dafür eignen sich zum Beispiel die Selbstbeobachtung, die Befragung von außenstehenden Personen oder auch ein entsprechender psychologischer Test. Wenn du dir über deine Stärken bewusst bist, dann versuche, sie aktiv in deinen Alltag und dein Leben zu integrieren. Dieses Konzept kann dir dabei helfen, dein Selbstbewusstsein zu stärken und dein Bewusstsein für dein eigenes Potential zu erhöhen.

Stärkentest der Universität Zürich

Hier findest du einen Test, mit dem du deinen persönlichen Stärken näher kommen kannst. Beachte jedoch, dass dieser Test keine professionelle psychotherapeutische Diagnose darstellt oder ersetzt.

Random acts of kindness 

Bei den sogenannten “random acts of kindness” handelt es sich ebenfalls um ein Konzept aus der positiven Psychologie, das Positivität fördern soll. Dabei geht es darum, täglich eine positive oder freundliche Handlung durchzuführen, die sich an eine andere Person richtet. So sollen zum einen das Wohlbefinden anderer gestärkt, aber auch positive Emotionen bei sich selbst ausgelöst werden. Solche Handlungen können vom Geben einfacher Komplimente bis hin zur Essensverteilung an Menschen in Not reichen. Bei den hier aufgelisteten Übungen handelt es sich lediglich um eine Auswahl. In der positiven Psychologie gibt es viele weitere Übungen, die je nach den eigenen Bedürfnissen ausgewählt und gegebenenfalls auch im Rahmen einer Psychotherapie durchgeführt werden können.

Positive Psychologie: Kritik

Die positive Psychologie hat in den letzten Jahren einiges an Zuspruch erfahren, jedoch gibt es auch einige Kritikpunkte an dem Konzept, so zum Beispiel fehlende kulturelle Sensibilität oder auch eine mangelhafte wissenschaftliche Grundlage. Es ist dabei jedoch wichtig zu beachten, dass diese Kritikpunkte sich nicht auf das gesamte Konzept der positiven Psychologie beziehen, sondern mögliche Mängel und weitere Forschungsmöglichkeiten aufzeigen sollen, um Stärken und Schwächen des Konzepts besser herausarbeiten zu können. Im Folgenden gehen wir auf einige der Kritikpunkte ein:

Fehlende kulturelle Sensibilität

Ein Kritikpunkt am Konzept der positiven Psychologie bezieht sich darauf, dass das Konzept nicht auf alle Kulturen und Gesellschaften gleichermaßen anwendbar ist. Viele Methoden der Psychologie sind auf westliche Kontexte zugeschnitten.

Mangelhafte wissenschaftliche Grundlage

Trotz ihres starken Zuspruchs und ihrer zunehmenden Popularität bezieht sich ein Kritikpunkt am Konzept der positiven Psychologie darauf, dass es bisher noch keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit des Konzepts und der damit einhergehenden Methoden gibt.

Absprache negativer Emotionen

Ein weiterer Kritikpunkt der positiven Psychologie bezieht sich auf die Absprache oder Vernachlässigung unangenehmer Emotionen. Die Kritik bezieht sich darauf, dass der positiven Psychologie eine einseitige Betrachtung von Emotionen vorgeworfen wird, die unangenehme Emotionen in den Hintergrund stellt und ihnen nicht genügend Beachtung schenkt. Dazu zählen zum Beispiel Emotionen wie Schmerz, Trauer, Angst, Verlust oder Wut. 

Beeinflussung

Einige Kritiker*innen werfen der positiven Psychologie außerdem vor, von ideologischen oder politischen Überzeugungen beeinflusst zu sein und dass so eine neutrale theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem Konzept unmöglich sei.

Kommerzialisierung

Schließlich wird der positiven Psychologie auch oft vorgeworfen, ein Konzept zu sein, das sehr stark kommerzialisiert wird. Es werde demnach stark vermarktet um Zufriedenheit und Glück zu fördern und würde den Bedürfnissen von Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, daher zu wenig Beachtung schenken. 

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Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. Emmons, R. A., & Stern, R. (2013). Gratitude as a psychotherapeutic intervention. Journal of clinical psychology, 69(8), 846-855.
  2. Gable, S. L., & Haidt, J. (2005). What (and why) is positive psychology?. Review of general psychology, 9(2), 103-110.
  3. Lomas, T. (2015). The beauty of the wounded landscape: insights from the Kintsugi pot. The Humanistic Psychologist, 43(1), 64-78.
  4. Masurczak, P. (2021). Positive Psychologie in der Kritik. Schluss mit lustig. Online verfügbar unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/positive-psychologie-in-der-kritik-schluss-mit-lustig-100.html [16.05.23].
  5. psychologie-des-glücks.de (o.J.). PERMA-Modell. Online verfügbar unter https://psychologie-des-gluecks.de/lexikon/perma-modell/ [16.05.23].
  6. Seligman, M. E. P., & Csikszentmihalyi, M. (2000). Positive psychology: An introduction. American Psychologist, 55(1), 5-14.
  7. Seligman, M. E. (2011). Flourish: A visionary new understanding of happiness and well-being. Simon and Schuster.
  8. Toner, E. (2015). Positive psychology in context. American psychologist, 70(7), 636-647.
  9. Peterson, C., & Seligman, M. E. P. (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification. Oxford University Press.

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