Zurück 17 Nov 2022 · 6 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner
Big 5

Beim Big Five Modell handelt es sich um ein Modell aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie. Diesem Modell zufolge wird die menschliche Persönlichkeit in 5 Dimensionen eingeteilt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Was sagen diese Dimensionen über dich aus?

Was sind “The big five”?

Das sogenannte Fünf-Faktoren-Modell wird im Englischen auch OCEAN-Modell genannt. Die Bezeichnung kommt von den Anfangsbuchstaben der Persönlichkeitsfaktoren, die Teil des Modells sind. Die englischen Bezeichnungen lauten:

  1. Openness (Offenheit)
  2. Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit)
  3. Extraversion (Extraversion)
  4. Agreeableness (Verträglichkeit)
  5. Neuroticism (Neurotizismus)

In der Persönlichkeitsforschung gelten die big five als international anerkanntes Standardmodell. Das Modell besagt, dass es fünf Hauptdimensionen der menschlichen Persönlichkeit gibt, die sich in ihren unterschiedlichen Ausprägungen auf den folgenden Skalen einordnen lassen. Das Big Five Modell hat sich aus dem sogenannten lexikalischen Ansatz entwickelt. Das bedeutet, dass davon ausgegangen wird, dass unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale sich bereits in der Sprache zeigen. Alle wichtigen Begriffe, die unterschiedliche Persönlichkeiten beschreiben können, sind demnach bereits in Lexika und Wörterbüchern vorhanden. Es wurden Listen mit entsprechenden Wörtern erstellt. Mit Hilfe der Faktorenanalyse, einem statistischen Verfahren, wurden schließlich die folgenden fünf Faktoren als Hauptfaktoren der Persönlichkeit und somit des 5-Faktoren-Modells gefunden:

  • Offenheit für neue Erfahrungen und Aufgeschlossenheit
  • Gewissenhaftigkeit und Perfektionismus
  • Extraversion und Geselligkeit
  • Verträglichkeit: Kooperationsbereitschaft, Rücksichtnahme und Empathie für andere Personen
  • Neurotizismus: Verletzlichkeit und emotionale Labilität

Diese fünf Faktoren gelten als stabil, unabhängig und kulturübergreifend. Alle fünf Faktoren sind in unterschiedlichen Ausprägungen bei unterschiedlichen Menschen vorhanden. Ist die Ausprägung eines Faktors sehr hoch oder niedrig, bedeutet das, dass sich die entsprechende Person in diesem Faktor sehr stark vom Durchschnitt der jeweiligen Stichprobe unterscheidet. Eine mittlere Ausprägung gibt den Normwert der entsprechenden Stichprobe an. 

Je nach Ausprägung können die Big Five Persönlichkeitsmerkmale also den individuellen Charakter eines Menschen mit seinen persönlichen Eigenschaften näher beschreiben

Die großen 5

Im Folgenden werden wir dir die Faktoren des Big 5 Modells ausführlicher erklären.

Offenheit

Der Faktor Offenheit beschreibt, ob Personen stark oder weniger stark an Neuem interessiert sind und wie sie darauf reagieren. 

Personen mit einer hohen Ausprägung dieses Faktors haben außerdem auch viel Phantasie, können ihre Emotionen passend wahrnehmen und sie sind sehr neugierig, wissbegierig sowie oft auch künstlerisch. Eine hohe Ausprägung beschreibt hier außerdem, dass Menschen Normen eher hinterfragen und eher neuartigen Wertvorstellungen nachgehen. Sie versuchen, sich Urteile unabhängig zu bilden und sind offen für das Ausprobieren neuer Handlungen.

Wer hingegen eine niedrige Ausprägung des Faktors Offenheit hat, tendiert eher zu konservativen Handlungen und Haltungen. Bekannte Dinge werden gegenüber Neuem bevorzugt. Außerdem nehmen Menschen mit niedriger Ausprägung ihre Emotionen weniger stark wahr.

Gewissenhaftigkeit

Der Faktor Gewissenhaftigkeit beschreibt das Ausmaß an Eigenschaften wie Selbstkontrolle, Ehrgeiz und Genauigkeit.

Wer eine starke Ausprägung des Faktors Gewissenhaftigkeit hat, ist meist sehr organisiert, plant und ist vorausschauend und sorgfältig. Außerdem zeichnen sich Personen hier durch Effektivität, ein hohes Maß an Verantwortungsübernahme, Zuverlässigkeit und Überlegtheit aus.

Wer hier eine eher geringe Ausprägung hat, handelt meist eher spontan, ist ungenauer und außerdem weniger sorgfältig.

Extraversion

Auf Englisch wird der Faktor oft auch als surgency, also Begeisterungsfähigkeit bezeichnet. Er beschreibt das Ausmaß an Aktivität und das Verhalten anderen Menschen gegenüber.

Wer hohe Ausprägungen im Faktor Extraversion hat, ist in der Regel sehr nach außen gewandt, gerne von anderen Menschen umgeben, positiv gestimmt und herzlich. Außerdem sind jene Personen stärker empfänglich für Aufregung.

Personen mit einer geringeren Ausprägung des Faktors Extraversion bezeichnet man als introvertiert. Sie können oft genauso aktiv sein, aber seltener in der Gesellschaft anderer. Sie sind in der sozialen Interaktion mit anderen oft eher zurückhaltend und legen Wert auf Unabhängigkeit.

Verträglichkeit

Auch der Faktor der Verträglichkeit (engl. agreeableness, deutsch. Verträglichkeit) beschreibt hauptsächlich interpersonelles Verhalten, jedoch auf andere Weise als der Faktor Extrovertiertheit.

Personen, die hohe Werte im Faktor Verträglichkeit aufweisen, sind insbesondere sehr hilfsbereit und altruistisch veranlagt. Das bedeutet, sie zeigen anderen Menschen gegenüber viel Empathie und Verständnis, sind anderen wohlgesonnen und wollen gerne helfen. Außerdem tendieren sie dazu, leicht Vertrauen zu schenken sowie sehr kooperativ und nachgiebig zu sein. 

Eine niedrige Ausprägung im Faktor Verträglichkeit beschreibt hingegen eher Menschen, sie sich egozentrisch verhalten, gerne streiten sowie anderen Menschen eher mit Misstrauen begegnen. Außerdem sind sie eher auf Wettbewerb fokussiert als darauf, sich kooperativ zu zeigen.

Neurotizismus

Die beiden Pole von Neurotizismus werden oft auch als emotionale Labilität bzw. emotionale Stabilität bezeichnet. Neurotizismus beschreibt das individuell unterschiedliche Erleben unangenehmer Gefühle

Wer eine hohe Ausprägung des Faktors Neurotizismus aufweist, leidet vermehrt unter Ängsten, Nervosität, Stress, Traurigkeit oder auch Unsicherheit. Die entsprechenden Gefühle werden auch schneller ausgelöst als bei Menschen mit niedrigen Neurotizismus-Werten und werden länger wahrgenommen. Oftmals machen sich Menschen mit hohen Werten dieses Faktors auch mehr Gedanken um ihre Gesundheit, sind weniger stressresistent und neigen zu wenig realistischen Gedanken oder Ideen.

Menschen mit einer niedrigen Ausprägung des Faktors Neurotizismus sind stabiler, ruhiger, zufriedener und oft auch stressresistenter und entspannter. Sie erleben unangenehme Gefühle weniger oder nehmen sie als weniger einschränkend wahr.

Big Five: Psychologie

Die Persönlichkeit ist keine unveränderbare Konstante. Insbesondere im Kinder- und Jugendalter, aber auch im höheren Alter schwanken die Werte des Big Five Persönlichkeitsmodells stark. Studien geben an, dass die Werte des Modells erst nach dem 30. Lebensjahr mehr oder weniger konstant bleiben. Das hängt damit zusammen, dass die Werte zum einen zwar erblich bedingt sind, zum anderen hängt ihre Entwicklung aber von Umweltvariablen ab.

Die Veränderungen der Werte im höheren Alter stehen mit veränderten sozialen Umständen, aber auch mit der nun gewonnenen Lebenserfahrung im Zusammenhang. Die Werte für Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit nehmen bei vielen Menschen mit dem Alter zu. Die Werte für die Offenheit für neue Erfahrungen sinken hingegen. 

Big 5 Personality Test

Um die Ausprägungen einer Person in den verschiedenen Faktoren zu messen, kommen Fragebögen oder Persönlichkeitstests zum Einsatz. Der am häufigsten verwendete Test zur Erfassung der Big Five ist der NEO-PI-R und die Kurzversion davon, der NEO-FFI

Beide Verfahren sind wissenschaftlich standardisierte Testverfahren, deren Nutzung bei entsprechenden Testverlagen bezahlt werden muss. 

Es gibt jedoch online einige Angebote ähnlicher Tests, zum Beispiel hier. Beachte jedoch, dass es sich hierbei nicht um wissenschaftlich fundierte Fragebögen handeln muss. Um Aufschluss über deine Persönlichkeit zu bekommen, gibt es außerdem weitere Persönlichkeitstests wie zum Beispiel der Myers-Briggs-Test oder der 16 Persönlichkeitstypen Test.

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Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. QuellenMai, Jochen (2022). Big Five: Die 5 Persönlichkeits-Merkmale in der Psychologie. Online verfügbar unter https://karrierebibel.de/big-five/ [14.11.22].
  2. Sharpe, J. P., Martin, N. R., & Roth, K. A. (2011). Optimism and the Big Five factors of personality: Beyond neuroticism and extraversion. Personality and Individual Differences, 51(8), 946-951.
  3. spektrum.de (o.J.) Big Five Persönlichkeitsfaktoren. Online verfügbar unter https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/big-five-persoenlichkeitsfaktoren/2360 [08.11.22].
  4. Steubel, Philipp (2022). Persönlichkeitstest: Diese Methoden stehen zur Verfügung. Online verfügbar unter https://asana.com/de/resources/personality-tests [14.11.22].

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