Zurück 09 Jan 2023 · 4 min lesezeit
von Hanna Eggebrecht

Manchmal liegt ein Kern der Wahrheit im wörtlichen Sinn: körperliche und psychische Symptome hängen oft eng zusammen. Zum Beispiel kann jemand, der:die immer “viel am Hals hat” plötzlich an Nackenschmerzen leiden. Ungefähr 4% aller Patient*innen stellen sich in der hausärztlichen Versorgung mit Nackenschmerzen vor.

Arten von Nackenschmerzen 

Man kann Nackenschmerzen nach ihrer Dauer oder Art der Entstehung (Ätiologie) einteilen. Zeitlich betrachtet gibt es 

  • akute (0-3 Wochen)
  • subakute (4-12 Wochen) und
  • chronische Nackenschmerzen (> 12 Wochen).

Geht man nach ätiologischer Einteilung, werden spezifische und unspezifische Nackenschmerzen unterschieden. Unspezifische Nackenschmerzen kennzeichnen sich durch keine besondere behandlungs- oder abklärungsbedürftige Ursache. Bei spezifischen Nackenschmerzen besteht meist eine konkrete (medizinische) Ursache, wie der Verdacht auf radikuläre Reizung (an der Nervenwurzel), Trauma, Zustand nach einer Operation, Systemerkrankungen usw. .

Häufigste Ursachen für Nackenschmerzen

Es gibt einige medizinische Ursachen, die häufiger zur Entstehung von Nackenschmerzen beitragen als andere. Zu den häufigeren Ursachen von Nackenschmerzen zählen: 

  • Verspannungen im Nacken (z.B. durch einseitige Haltungen oder “falsches” Sitzen)
  • Schädigungen an den Bandscheiben oder Wirbeln im Nacken bzw. der Halswirbelsäule (z.B. Osteochondrose)
  • Bandscheibenvorfall
  • Arthrose und Gelenkverschleiß 
  • Spondylose (knöcherne Sporne an Wirbeln)
  • psychische Faktoren 
  • Erkrankungen der inneren Organe 
  • Fibromyalgie 
  • Muskelzerrungen oder Schleudertrauma.

Andere alltägliche Ursachen, die unspezifische Nackenschmerzen hervorrufen können, sind zum Beispiel:

  • Einseitige Haltungen über einen längeren Zeitraum (z.B. Computerarbeit)
  • Zugluft
  • im Schlaf ungünstig gelegen 
  • nach dem Sport (Muskelkater).

Können Nackenschmerzen psychisch bedingt sein?

Es gibt bestimmte Faktoren, die die Entstehung von Nackenschmerzen begünstigen. Das heißt, dass unter diesen Umständen Nackenschmerzen häufiger auftreten können (Risikofaktoren). Das ist bei 

  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Stress (z.B. am Arbeitsplatz) der Fall. 

Außerdem wird zwischen Depressivität, Ängstlichkeit, chronischem Stress und Nackenschmerzen ein Zusammenhang vermutet, sodass man besonders achtsam sein sollte, wenn man davon betroffen ist. 

Beispiel: Psychische Faktoren bei Verspannungen im Nackenmuskel.

Dieser Zusammenhang lässt sich zum Beispiel so erklären, dass Personen bei chronischem Stress dauerhaft angespannt sind. Diese Anspannung ist körperlich und psychisch bemerkbar. Hinzu können einseitige Haltungen kommen, zum Beispiel durch langes Sitzen vor dem Computer. Sie ebnen der Entstehung von Nackenschmerzen den Weg. Es ist deshalb sinnvoll, die Begleitumstände (in diesem Beispiel chronischen Stress) in die Behandlung einzubeziehen und sich nicht nur auf das Symptom zu konzentrieren. 

Welche Symptome sind typisch für Nackenprobleme?

Die dumpfen, ziehenden oder stechenden Schmerzen im Nacken sind das häufigste Symptom bei unspezifischen Nackenschmerzen. Spezifische Nackenschmerzen können oft auch noch andere Symptome haben: 

  • Ausstrahlungen der Schmerzen in Nacken und Schulter 
  • Muskelschwäche oder Kältegefühl im Nackenbereich
  • zusätzlich Schmerzen beim Husten oder Niesen
  • Schwindel, Schwitzen
  • Bewegungseinschränkungen (Genickschmerzen) und ein steifer Hals 

Was tun bei Nackenschmerzen? (Selbsthilfetipps)

Nackenschmerzen klingen in der Regel nach 1-2 Wochen wieder ab, wenn sie unspezifisch sind. Einige Personen versuchen sich zu schonen, da sie befürchten, dass die Schmerzen bei körperlicher Aktivität schlimmer werden. Das ist allerdings ein Fehlschluss! Körperliche Aktivität sollte dringend weiter aufrechterhalten werden! Um Nackenschmerzen zuhause schnell lindern zu können, ohne gleich den Arzt bzw. die Ärztin aufzusuchen, werden folgende Dinge empfohlen:

  • Bewegung (zum Beispiel Gymnastik und leichte Übungen)
  • Lokale Wärme (wenn diese als angenehm empfunden wird)
  • Kurzfristige Nutzung von Schmerzmitteln (NSAR) 

Video: 3 Übungen bei Nackenschmerzen 

Wenn du bereits bei einem Arzt bzw. einer Ärztin warst, dann wurde dir vielleicht eine Physiotherapie verschrieben. Dort werden verschiedene Übungen gemacht, zum Beispiel Mobilisation und Manipulation nach der PIR- Technik. Bei subakuten und chronischen Nackenschmerzen kann Krankengymnastik hilfreich sein.

Wann mit Nackenschmerzen zum Arzt?

Einige Anzeichen von Nackenschmerzen bedürfen einer ärztlichen Abklärung. Dazu zählen:

  • wenn dein Kopf sich nicht mehr zur Brust beugen lässt (Gefühl einer Genickstarre)
  • Kopfschmerzen und Nackenschmerzen zusammen mit Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufproblemen und Lichtempfindlichkeit
  • starke Nackenschmerzen in Ruhepositionen und bei Bewegung (unverändert)
  • wenn du einen Unfall hattest und nun Nackenschmerzen auftreten
  • Kribbeln, Taubheitsgefühle, häufig eingeschlafene Füße/ Beine und Balanceprobleme.

Unspezifische Nackenschmerzen verschwinden meist nach einiger Zeit, zum Beispiel wenn sie aufgrund einer ungünstigen Schlafposition auftreten. Wenn die Schmerzen im Nacken aber länger anhalten und dich in deinem Alltag beeinträchtigen, sodass du deinem normalen Tagesablauf nicht mehr nachgehen kannst, solltest du zum Arzt bzw. zur Ärztin gehen. Eine erste Anlaufstelle ist der Hausarzt bzw. die Hausärztin. Dort wird abgeklärt, ob ein Facharzt bzw. eine Fachärztin sich deine Nackenschmerzen ansehen muss oder dir anders/ sofort geholfen werden kann. 

Selfapy bei Schmerzen

Selfapy bietet demnächst einen neuen Therapie- Kurs bei chronischen Schmerzen an. Wenn du unter chronischen Nackenschmerzen leidest und gern informiert werden möchtest, sobald der Kurs verfügbar ist, kannst du dich auf unsere Warteliste setzen.

Was du bei Nackenschmerzen NICHT tun solltest

Bei Nackenschmerzen werden in der wissenschaftlichen Leitlinie** für Ärzt*innen aktuell drei Verfahren erwähnt, die Betroffene von Nackenschmerzen nicht nutzen sollten. Auch wenn einige Dinge naheliegend erscheinen, sollte auf diese drei Punkte im besten Fall verzichtet werden:

  1. Ruhigstellungen 
  2. Injektionstherapien 
  3. Muskelrelaxantien

Bei welchen Krankheiten hat man Nackenschmerzen?

  • Bei einer Dissektion der Halsarterien (Riss der Gefäßwand) sind plötzliche Kopf- und/ oder Nackenschmerzen mit 70% das häufigste Symptom. Eine Dissektion ist die häufigste Ursache für einen Schlaganfall bei Erwachsenen bis 45 Jahre.  
  • Nach einem Schädelhirntrauma (Gehirnerschütterung) sind Kopf- und Nackenschmerzen relativ häufig und treten meist innerhalb von 14 Tagen auf.
  • In seltenen Fällen kann bei der rheumatoiden Arthritis beim ersten Auftreten die Halswirbelsäule befallen sein. In diesem Fall kommt es zu frühmorgendlichen Nackenschmerzen im Ruhezustand. 
  • Bei einem Sonnenstich kann es zu Nackenschmerzen kommen. 

Ein Artikel von

Hanna Eggebrecht Redakteurin · B.Sc. Psychologie | M.Sc. Psychotherapie

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