Zurück 15 Sep 2023 · 8 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner

Smalltalk kann schnell langweilig oder sogar nervig sein, das empfinden viele Menschen so. Trotzdem fällt es oft schwer, tiefgründige Gespräche zu führen, vor allem mit Menschen, die man noch nicht so gut kennt. Doch man kann Deeptalk lernen.

Deeptalk versus Smalltalk

Viele Gespräche zwischen Fremden, aber auch zwischen einander bekannten Personen starten mit Smalltalk. “Wie ist das Wetter heute?" oder “Wie fandest du das Fernsehprogramm am Wochenende?”. Obwohl viele Menschen nach solchen Gesprächen nicht wirklich erfüllt sind, führen sie sie immer wieder. Aber warum eigentlich?

Smalltalk kann einen guten Einstieg in Gespräche bieten. Doch um Beziehungen und soziale Verbindungen aufrechtzuerhalten und zu stärken, sind tiefgründige Gespräche sehr wichtig. Sie helfen dabei, Vertrauen aufzubauen, können klugen Gedankenaustausch fördern und uns neue Sichtweisen aufzeigen. Zudem helfen sie dabei, eine andere Person wirklich kennenzulernen.

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Warum sind tiefgründige Gespräche wichtig?

Egal ob gute Freund*innen, die Familie, Kolleg*innen oder neue Menschen: Es ist wichtig, die Menschen, die man viel um sich hat, gut kennenzulernen und gleichzeitig offen für neue Verbindungen zu bleiben. Einen Menschen besser kennenzulernen kann auch bedeuten, seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. Sowohl im Arbeitsalltag als auch im Privatleben kann das hilfreich sein und das Miteinander verbessern. 

4 Ohren Modell

Das 4 Ohren Modell von Schulz von Thun ist ein Kommunikationsmodell, das auf der Annahme beruht, dass jede getroffene Aussage vier Botschaften beinhaltet, die von Sender*in und Empfänger*in wahrgenommen werden können.
1. Die Sachebene beschreibt aus der Sicht der sendenden Person, worüber sie*er informiert und aus der Sicht der empfangenden Person, worüber die*der Sender*in spricht. 
2. Auf Ebene der Selbstkundgabe geht es aus der Sicht der sendenden Person darum, was sie von sich selbst preisgibt. Die*der Empfänger*in versteht, was die*der Sender*in von sich offenbart. 
3. Auf der Beziehungsebene meint die*der Sender*in, was sie*er mit der Botschaft von der empfangenden Person möchte. Diese wiederum versteht, was die*der Sender*in von ihr will. 
4. Auf der Appellebene geht es aus Sicht der sendenden Person schließlich darum, wie sie zu der empfangenden Person steht, dasselbe versteht auch die empfangende Person.

Das 4 Ohren Modell geht davon aus, dass Missverständnisse oder Konflikte oft auf unterschiedliche Wahrnehmungen dieser vier Botschaften zurückzuführen sind. Daher kann es  im Alltag angewendet werden, um Missverständnissen vorzubeugen, da es erklärt, dass Botschaften auch anders bei deinem Gegenüber ankommen können, als du sie meinst. Zudem kann es dir dabei helfen, Botschaften klar und deutlich zu formulieren und sicherzustellen, dass das bei deinem Gegenüber ankommt, was du sagen möchtest.

Machen tiefgründige Gespräche glücklicher?

Eine Reihe von Studien deutet darauf hin, dass die meisten Menschen sich nach mehr Tiefgründigkeit in ihren Gesprächen sehnen, obwohl sie sich oft bewusst auf Smalltalk beschränken. Eine Studie der Universität von Arizona begleitete Studierende und nahm ihre Gespräche über einige Tage hinweg auf. Die Ergebnisse dieser Studie haben gezeigt, dass die Person, die sich als am glücklichsten beschrieb, doppelt so viele tiefgründige Gespräche hatte wie die Person, die sich als am unglücklichsten beschrieben hat. Doch warum fällt es uns oft so schwer, tiefgründige Gespräche zu führen? Oft liegt das daran, dass Menschen Angst davor haben, ihr Gegenüber mit sehr persönlichen Fragen in eine unangenehme Situation zu bringen oder dass Neugier und Mut fehlen, man also Angst hat, sich selbst zu öffnen. Viele Menschen würden dieser Angst eine zu hohe Bedeutung beimessen und unterschätzen, wie viel Nähe ein tiefergehendes Gespräch herstellen kann und wie positiv es sich auf ihr allgemeines Wohlbefinden auswirkt. Nicholas Epley, der sich als Professor an der University of Chicago Booth School of Business mit Verhaltenswissenschaften auseinandersetzt, sagt dazu:

“Menschen, die sich mit anderen auf sinnvolle Weise austauschen, sind in der Regel glücklicher.”

Das Eisbergmodell

Das Eisbergmodell ist ein weiteres Kommunikationsmodell. Es verwendet den Eisberg als Metapher dafür, dass ein Großteil der menschlichen Kommunikation nicht sichtbar ist, sich unter der Oberfläche befindet, genau wie bei einem Eisberg. Es beruht auf der Annahme, dass in etwa 20 Prozent der Kommunikation auf der Sachebene stattfindet. Diese Ebene ist sichtbar und bewusst. Auf dieser Ebene findet alles statt, was du deinem Gegenüber verbal, also durch deine Worte, vermittelst. 80 Prozent der menschlichen Kommunikation befinden sich aber unter der Wasseroberfläche, auf der so genannten Beziehungsebene. Diese Ebene ist unsichtbar und unbewusst. Diese Ebene umfasst beispielsweise Wertvorstellungen oder Emotionen. Es ist zwar möglich, durch nonverbale Anzeichen auf diese Ebene zu schließen, dein Gegenüber wird aber nie alle Hintergründe dazu erfassen können, während diese aber gleichzeitig eure Kommunikation beeinflussen.

Tipps für tiefgründige Gespräche

  • Aktiv zuhören & gezielt nachfragen

Für ein gutes, tiefgründiges Gespräch ist es wichtig, ebenso gut zuhören wie sprechen zu können. Gutes Zuhören bedeutet, zu versuchen zu verstehen, was dein Gegenüber sagt, geduldig zu bleiben und gezielt nachzufragen sowie nicht zu unterbrechen. Durch Nachfragen vermittelst du der anderen Person, dass du interessiert an dem, was sie sagt bist, du  zuhörst  und ihr deine volle Aufmerksamkeit schenkst. Solange dein Gegenüber spricht, versuche nicht darauf zu warten, etwas von dir erzählen zu können. In einem guten Gespräch sollte der Anteil aus eigenen Erzählungen und aktivem Zuhören ausgeglichen sein.

  • Trau dich

Ein gutes Gespräch erfordert Mut. Mut, dich zu öffnen und dich auch verletzlich zu zeigen. Etwas von sich preiszugeben und zu erzählen kann eine soziale Beziehung sowie das gegenseitige Vertrauen stärken. Gleichzeitig kannst du so auch deinem Gegenüber dabei helfen, sich zu öffnen. 

“Nähe entsteht, wenn Verletzbarkeit mit Zuwendung beantwortet wird.”[1]
  • Der Name

Viele Menschen fühlen sich mehr gehört und persönlicher angesprochen, wenn sie mit ihrem Namen angesprochen werden. Versuche also, dein Gegenüber in passenden Situationen immer wieder mit seinem*ihrem Namen anzusprechen, um ihr*ihm so ein persönliches Gefühl zu vermitteln. 

  • Augenkontakt, Mimik & Gestik

Auch nonverbale Kommunikation kann einen Einfluss auf den Verlauf deiner Gespräche haben. Indem du Augenkontakt hältst, signalisierst du deinem Gegenüber, dass du da bist und dass du zuhörst. Außerdem kann dir das Wahrnehmen des Ausdrucks der Augen deines Gegenübers dabei helfen, ihren*seinen Gefühlszustand besser einzuschätzen. Zudem kannst du deine Mimik und Gestik nutzen, um deinem Gegenüber Empathie zu vermitteln. 

  • Empathie

Vielleicht wirst du nicht mit allem einverstanden sein, was dein Gegenüber sagt. Du wirst vielleicht eine andere Meinung zu Dingen haben oder Situationen anders bewerten. Achte darauf, dennoch empathisch zu bleiben und zu versuchen, deinem Gegenüber Verständnis entgegenzubringen. Sobald wir uns unwohl oder gar unverstanden fühlen, kann es schnell passieren, dass sich in uns Widerstand auftut und wir uns nach außen hin verschließen. So verringern wir oft ganz unbewusst die Möglichkeit auf ein tiefes Gespräch. Empathie kannst du zum Beispiel durch die Reaktion in deinem Gesicht, ein Lächeln oder ein Nicken zeigen. Genauso kannst du aber auch verbal deine Empathie ausdrücken. Vielleicht inspiriert dich die andere Meinung oder der neue Blickwinkel deines Gegenübers ja sogar. Dann spiegle ihm*ihr das und gib eine positive Rückmeldung.

  • Der richtige Ort

Auch die richtige Wahl des Ortes kann einen Einfluss darauf haben, welche Qualität und Tiefe dein Gespräch annimmt. Um sich öffnen zu können, ist es wichtig, sich wohlzufühlen und nicht abgelenkt zu sein, auch ein gewisses Maß an Privatsphäre kann dabei helfen. 

  • Das richtige Gesprächsthema

Versuche bei der Themenwahl auf dein Gegenüber einzugehen, vielleicht kannst du vorsichtig herausfinden, was die Person interessiert und mit welchen Themen sie sich auskennt. Zudem gibt es einige Themen und Fragen, die dabei helfen können, schnell in die Tiefe zu gehen. Nachfolgend haben wir einige Fragen für dich gesammelt. Hier findest du nochmal einige Tipps für tiefe Gespräche in einem Video zusammengefasst:

Deeptalk-Themen: Fragen, die Tiefe erzeugen

Themen zum Reden zu finden fällt dir schwer? Ein tiefgründiges Gespräch kann natürlich auch mit Smalltalk beginnen. Du kannst hier auch den ersten Schritt machen. Wenn du gefragt wirst, wie es dir geht, dann antworte nicht nur “Gut”. Erzähle zum Beispiel, warum es dir gut geht oder was dich gerade beschäftigt und stelle im Anschluss eine Rückfrage. Wichtig ist es dabei, die richtigen Fragen zu stellen. Versuche, keine Fragen zu stellen, die schnell mit Ja oder Nein zu beantworten sind (geschlossene Fragen). Achte darauf, W-Fragen zu stellen. Das sind Fragen, die sich um die folgenden Worte drehen: Was? Wer? Wo? Wie? Wann? Warum? 

Hier findest du ein paar Beispiele für Fragen, die dein Gespräch schnell zum Deeptalk werden lassen können:

  • Worauf bist du stolz?
  • Welche Ereignisse in deinem Leben haben dich besonders geprägt und warum?
  • Was macht dich glücklich?
  • Wer inspiriert dich?
  • Aus welchem Buch, das du gelesen hast, hast du am meisten gelernt und warum?
  • Was bereust du?
  • Was möchtest du in der nächsten Woche/ dem nächsten Monat/ dem nächsten Jahr lernen?
  • Wie drückst du deine Zuneigung aus?
  • Welche Menschen sind dir wichtig?
  • Wovor hast du Angst?
  • Was ist deine schönste aus deiner Kindheit?

Mehr zum Thema Deeptalk statt Smalltalk findest du im Podcast Ab 21 von Deutschlandfunk Nova. 

Tiefe Gespräche und psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen können sich auf die Qualität der Verbindungen, die wir zu anderen Menschen haben, und demnach auch auf die Gesprächsqualität auswirken. Eine soziale Phobie ist beispielsweise  eine übermäßige und unangemessene Angst der Betroffenen vor sozialen Situationen, bei denen sie von anderen beobachtet oder bewertet werden könnten. Sie macht die Interaktion mit anderen und ein normales Bewältigen des Alltages sehr schwer.

Auch andere psychische Erkrankungen wie eine Depression können soziale Beziehungen und die Fähigkeit, tiefe Gespräche zu führen und Nähe aufzubauen, beeinträchtigen.

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Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. 1: aus "Passt doch! Paarkonflikte verstehen und lösen mit der Schematherapie" von Roediger, Frank-Noyon, Behary erschienen bei Beltz 2022
  2. Kardas, M., Kumar, A., & Epley, N. (2022). Overly shallow?: Miscalibrated expectations create a barrier to deeper conversation. Journal of Personality and Social Psychology, 122(3), 367. Pavel, Marina (2020).
  3. Deep-Talk statt Small-Talk: So führst du tiefgründigere Gespräche. Online verfügbar unter https://www.stellenanzeigen.de/careeasy/deep-talk-statt-small-talk-so-fuehrst-du-tiefgruendigere-gespraeche-sde86516/ [27.03.23].
  4. Rodenback, Sabine (2022). Tiefgründige Gespräche führen: So kommen wir uns nahe. Online verfügbar unter https://www.emotion.de/psychologie-partnerschaft/persoenlichkeit/tiefgruendige-gespraeche-fuehren [27.03.23].
  5. Schadwinkel, Alina (2021). Kommunikation. Menschen führen gerne tiefgehende Gespräche mit Fremden. Online verfügbar unter https://www.spektrum.de/news/kommunikation-tiefgruendige-gespraeche-mit-fremden-tun-gut/1931497 [27.03.23].
  6. studyflix.de (o.J.). Kommunikationsmodelle. Online verfügbar unter https://studyflix.de/biologie/kommunikationsmodelle-2699 [29.03.23].

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