Zurück 04 Jan 2022 · 7 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner

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Psychopath: Definition

Wir verwenden den Begriff Psychopath oder Psychopathin, oder auch “Psycho” häufig als Schimpfwort. Was ist ein Psychopath oder eine Psychopathin eigentlich? Bei Psychopathie handelt es sich um eine ernsthafte und schwere psychische Erkrankung. Psychopathie ist eine Persönlichkeitsstörung, bei der Betroffene sich äußerst manipulativ und skrupellos ihrem Umfeld gegenüber verhalten. Sie scheuen nicht vor Lügen und dem Ausnutzen ihrer Mitmenschen zurück. Oftmals verhalten sich Betroffene dabei verantwortungslos und risikobereit. Psychopathen werden im Volksmund oftmals mit dem Bösen und Irrationalen gleichgesetzt.

Diagnose: Psychopath. Ist das so überhaupt möglich? Psychopathie ist keine offizielle Diagnose. Sie kommt in Diagnose-Klassifikationssystemen als solche nicht vor. Das Klassifikationssystem ICD-1ß beinhaltet lediglich die Diagnose “dissoziale Persönlichkeitsstörung”.

Psychopathen erkennen

Wie verhält sich ein Psychopath, was sind Psychopathen? Eigenschaften und Merkmale, an denen man Psychopathen erkennen kann, gibt es auf jeden Fall, aber es ist nicht möglich zu sagen: Diese 10 Anzeichen eines Psychopathen sind immer dieselben. Der Psychologe Robert D. Hare, der überwiegend im Bereich der Kriminalpsychologie tätig war, hat einen Fragebogen entwickelt, der Aufschluss darüber gibt, inwiefern eine Person Merkmale der Psychopathie zeigt: Die Psychopathie Checkliste. Damit lässt sich die Frage beantworten: Woran erkennt man einen Psychopathen? Der Fragebogen beinhaltet 20 Merkmale, deren (Nicht-)Vorhandensein von Psycholog:innen mit einer Zahl von 0-2 bewertet wird. In manchen Ländern spricht man ab einem Wert von 25 von Psychopathie, in manchen aber auch erst ab einem Wert von 30.

Psychopath: Merkmale

Der folgende Fragebogen nach Robert D. Hare beschreibt die Merkmale eines Psychopathen und gibts Antworten auf die Frage: Woran erkennt man einen Psychopathen. Jedes Merkmal wird mit Bezug auf die:den Proband:in mit 0, 1, oder 2 bewertet.

  1. Trickreich sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme
  2. Erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl
  3. Stimulationsbedürfnis (Erlebnishunger), ständiges Gefühl der Langeweile
  4. Pathologisches Lügen (Pseudologie) 
  5. Betrügerisch-manipulatives Verhalten 
  6. Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein
  7. Oberflächliche Gefühle
  8. Gefühlskälte, Mangel an Empathie
  9. Parasitärer Lebensstil
  10. Unzureichende Verhaltenskontrolle
  11. Promiskuität
  12. Frühe Verhaltensauffälligkeiten
  13. Fehlen von realistischen, langfristigen Zielen
  14. Impulsivität
  15. Verantwortungslosigkeit
  16. Mangelnde Bereitschaft / Fähigkeit, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen 
  17. Viele kurzzeitige Beziehungen
  18. Jugendkriminalität
  19. Missachtung von Weisungen und Auflagen / Widerruf der Bewährung
  20. Polytrope Kriminalität

Psychopath: Soziopath

Psychopathie und Soziopathie ähneln einander in Bezug auf typische Eigenschaften wie Gewaltbereitschaft, Rücksichtslosigkeit und mangelndes emotionales Einfühlungsvermögen. Doch was ist der Unterschied zwischen Psychopath und Soziopath? Es gibt wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Krankheitsbildern. Während Psychopathinnen fast gar keine Empathie besitzen und sich höchst manipulativ verhalten, dabei aber oft oberflächlich charmant und daher auch gesellschaftlich gut eingegliedert sind, sind Soziopath:innen wesentlich besser in der Lage zu emotionalem Empfinden. Trotz allem ist es Betroffenen von Soziopathie häufig nicht möglich, ihre Gefühle zu kontrollieren.

Psychopathie: Ursachen

Wissenschaftlich ist nicht genau geklärt, wie dissoziale Persönlichkeitsstörungen entstehen. Wie bei einem Großteil anderer psychischer Erkrankungen geht man aber von einem Zusammenspiel genetischer und sozialer Faktoren aus. Das bedeutet, dass die Eigenschaften vererbbar sind, also im Erbgut von Eltern zu Kindern weitergegeben werden können. Genauso spielen aber äußere Faktoren wie zum Beispiel das soziale Umfeld, die Erziehung, Freundschaften eine Rolle. So treten antisoziale Persönlichkeitsstörungen wissenschaftlichen Studien zufolge bei eineiigen Zwillingen wesentlich häufiger auf als bei zweieiigen.

Es gibt jedoch ein Experiment eines niederländischen Neuropsychologen, dass eine neurobiologische Erklärung für antisoziales Verhalten findet: Bei Menschen, die von Psychopathie betroffen sind, ist die Verbindung zwischen dem präfrontalen Kortex und der Amygdala - dem Teil des Gehirns, das für unsere Emotionen verantwortlich ist - gestört. Das bedeutet es kann keine angemessene Emotionskontrolle stattfinden. Das erklärt die Impulsivität sowie die fehlende Empathie.

Bekannte Psychopathen

Charles Manson

Charles Manson galt als ein äußerst charismatischer Mann, der insbesondere bei Frauen sehr beliebt war. Nach gescheiterten Ambitionen, Rockstar zu werden, entwickelte er zunehmend antisoziale Züge, die insbesondere darauf abzielten, einen Krieg zwischen unterschiedlichen ethnischen Hintergründen ausbrechen zu lassen. Davon erhoffte er sich seinen Aufstieg sowie den seiner Gruppierung junger Menschen, der “Manson-Family”. Sowohl er als auch seine Mitglieder wurden verhaftet, obwohl er selbst nie jemanden direkt getötet hat. Er ist der Häftling, der weltweit die größte Menge an Fanpost erhielt.

Fritz Haarmann

Fritz Haarmann war auch als “Der Werwolf von Hannover” bekannt. Zwischen 1918 und 1924 brachte er mindestens zwei Dutzend Jungen und Männer um, die er in seine Wohnung lockte und sie beim Geschlechtsakt tötete. Zudem verkaufte er billiges Fleisch und es wird angenommen, dass er das Fleisch seiner Opfer sogar selbst aß. Seine Taten wurden aufgedeckt, als spielende Kinder Schädelknochen im Fluss Leine fanden. Er wurde zum Tode verurteilt.

John Wayne Gacy

Als “Pogo der Clown” kümmerte sich John Wayne Gacy auf Partys und in Krankenhäusern um Kinder. Schon 1968 wurde er als Kinderschänder zu einer Haftstrafe verurteilt, kam aber wegen guter Führung wieder frei. Später wurden in seinem Haus Leichenteile von 29 Buben und jungen Männern gefunden. 1994 wurde Gacy hingerichtet.

Aileen Wuornos

Das Leben von Aileen Wuornos hat schon schwierig angefangen: Ihr Vater, ein verurteilter Kinderschänder, beging Suizid, die Mutter kümmerte sich kaum um sie, woraufhin sie zu ihren Großeltern kam. Der Opa missbrauchte sie, die Oma war Alkoholikerin und mit 14 wurde sie vergewaltigt. Als die Oma starb, landete Wuornos alkohol- und drogensüchtig auf der Straße und begann sich zu prostituieren. 1989 beging sie ihren ersten Mord, weitere folgten. Alle liefen nach demselben Muster ab: Wuornos stieg zu Freiern ins Auto, danach erschoss sie sie und raubte sie aus. 2002 wurde sie zum Tode verurteilt.

Andrej Tschikatilo

Der “Metzger von Rostow” Andrej Tschikatilo brachte mindestens 53 Mädchen, Jungen und auch erwachsene Frauen um, jedoch keine Männer. Er war der Meinung, dass sein Abbild bei den Opfern auf der Netzhaut zurückbliebe, weshalb er ihnen die Augen ausstach. Zudem schnitt er ihnen oft Teile der Genitalien ab, die er aß oder hat ihnen die Brustwarzen abgebissen. 1994 wurde Tschikatilo hingerichtet.

Auch wenn es sich bei den hier beleuchteten Fällen hauptsächlich um Mord geht, so ist das nicht das wesentliche Merkmal von Psychoptath*innen. Was sind die Merkmale eines Psychopathen? Tricks der Psychopathen sind vielschichtig. Hauptsächlich erkennt man Menschen mit psychopathischen Zügen an chronischem Lügen, daran, dass sie ihr Umfeld betrügen sowie manipulieren. 

Männer versus Frauen: Warum sind so wenige Psychopathen Frauen?

Psychopathie bei Frauen ist bisher sehr wenig erforscht. Das ist mitunter ein Grund, warum bekannte Fälle sich mehr auf Männer beziehen als auf Frauen. Inzwischen decken sich viele Expert:innenmeinungen die davon ausgehen, Psychopathie-Symptome müssten bei Frauen anders bewertet werden als bei Männern. Das bedeutet, die Psychopathen Checkliste nach Hare kann auf Frauen nicht genauso angewendet werden wie bei Männern. Weibliche Psychopathen scheinen ganz andere Merkmale zu haben als Männer. 

Psychopathische Frauen scheinen viel mehr ihr Beziehungsumfeld zu nutzen: Sie manipulieren ihre Partner:innen gezielt, genauso Freund:innen und Familie. Oftmals verwenden Frauen eher emotionale als körperliche Gewalt, um an ihre Ziele zu kommen. Zudem begeben sich Frauen mit psychopathischen Zügen oftmals in finanzielle Abhängigkeit, indem sie gezielt nach Partner:innen mit hohem Einkommen Ausschau halten. Durch die eher emotional und verbal ausgeübte Aggressivität von Frauen kann auch erklärt werden, dass eine psychopathische Persönlichkeitsstörung bei ihnen oftmals nicht als solche erkannt wird. 

Umgang mit Psychopathen

Wie schütze ich mich vor einem Psychopathen, wenn ich glaube mit einem konfrontiert zu sein? Im Alltag ist es oft eine schwer zu deuten, ob dich jemand verhält wie ein Psychopath. Anzeichen können sehr subtil sein. Ihr Verhalten besteht daraus, andere Menschen zu täuschen, zu belügen und zu manipulieren, ohne dass sie dabei Reue empfinden oder es sich anmerken lassen. Da Psychopath:innen ihr Verhalten selten als falsch ansehen, ist es nicht hilfreich, auf Konfrontation zu gehen. Das einzige, was dir helfen kann, ist den Kontakt zu einer psychopathischen Person zu vermeiden. Oft sucht man als Opfer die Schuld bei sich selbst und der Weg, sich von einem oder einer Psychopath:in zu befreien, kann lang sein. Wenn du denkst, in einer solchen Beziehung zu jemandem zu stehen oder gestanden zu haben, oder sogar denkst dein:e Partner:in ist ein:e Psychopathin, ist es empfehlenswert, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Online-Kurse von Selfapy

Es wichtig zu verstehen, dass eine ernsthafte psychische Erkrankung einer Therapie und professioneller Hilfe bedarf. Der Online-Kurs bei Generalisierter Angststörung von Selfapy kann ein erster Schritt in diese Richtung sein. Mit unserem Fragebogen kannst du herausfinden, ob Selfapy für dich in Frage kommt.

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Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. Fuchs, Ulrike (o.J.). Psychopath, der nette Typ von nebenan: Was macht einen Psychopathen aus und wie können Sie sich schützen? Online verfügbar unter https://www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de/blog-2/persoenlichkeit/vor-psychopath-schuetzen.html [30.12.21].
  2. Hamburger, Claudia (2019). So unterscheiden sich weibliche von männlichen Psychopathen. Online verfügbar unter https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_85138496/so-unterscheiden-sich-weibliche-von-maennlichen-psychopathen.html  [30.12.21].
  3. Huber, Daniel (2016). Hirnforschung: Darum waren diese 11 berüchtigten Psychopathen extrem gewalttätig. Online verfügbar unter https://www.watson.ch/wissen/history/900841792-darum-waren-diese-11-beruechtigten-psychopathen-extrem-gewalttaetig [22.12.21].
  4. Klöckner, Lydia (2021). Psychopath oder Soziopath: Was ist der Unterschied? Online verfügbar unter https://www.onmeda.de/psychologie/psychopath-soziopath-unterschied.html  [22.12.21].
  5. MedLexi.de (o.J.) Dissoziative Persönlichkeitsstörung und Psychopathie. Online verfügbar unter https://medlexi.de/Dissoziale_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung_und_Psychopathie [22.12.21].
  6. Müller, Henning Ernst (2012). Die PCL-R von Hare aus kriminologischer und strafprozessrechtlicher Sicht. Online verfügbar unter https://www.rechtspsychologie-bdp.de/wp-content/uploads/vortraege3tag/Mueller.pdf [22.12.21].
  7. Schönhaar, Lisa (2018). Es gibt nur wenige weibliche Psychopathen - der Grund ist durchaus unheimlich. Online verfügbar unter https://www.businessinsider.de/wissenschaft/es-gibt-nur-wenige-weibliche-psychopathen-der-grund-ist-unheimlich-2018-1/  [30.12.21].
  8. Thadeusz, Frank (2011). Psychopathologie. Unwucht der Seele. Online verfügbar unter https://www.spiegel.de/spiegel/a-743760.html [30.12.21].

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