Zurück 08 May 2023 · 7 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner
Journaling

Journal schreiben: Was Journaling ist und welche positiven Effekte es haben kann.

Was ist Journaling?

Beim Journaling, oder zu Deutsch `Tagebuchschreiben`, geht es darum, Gedanken, Ideen, Emotionen und Erfahrungen in einem persönlichen Tagebuch niederzuschreiben. Der Fokus liegt jedoch auf dem inneren Erleben, was es vom klassischen Tagebuchschreiben unterscheidet. Es gibt unterschiedliche Formen oder auch Stile des Journaling und Journaling kann sich auf ganz verschiedene Bereiche des Lebens beziehen. So zum Beispiel auf persönliche Ziele, Beziehungen, kreative Projekte, persönliches Wachstum oder Reflexion.

Journaling soll dabei helfen, die eigenen Gedanken und Emotionen zu erforschen und auszudrücken. Durch die Auseinandersetzung und Reflexion über die eigenen Emotionen, kann ein besseres Verständnis für sich selbst und die eigenen Gefühle entwickelt werden. Zudem kann Journaling dabei helfen, Probleme zu lösen, Stress abzubauen und es kann die Kreativität steigern. Das Schreiben kann auch eine Möglichkeit sein, positive Gewohnheiten zu fördern, so zum Beispiel das Praktizieren von Dankbarkeit, Selbstreflexion und Achtsamkeit.

Es gibt ganz unterschiedliche Arten, wie Journaling durchgeführt werden kann. So zum Beispiel als täglicher Schreibvorgang, als kreative Schreibübung oder als gezielte Reflexion auf bestimmte Erfahrungen oder Emotionen. Es kann zum Beispiel helfen, wenn du eine feste Morgenroutine entwickelst, in die du das tägliche Tagebuchschreiben integrierst. Wie das Journaling für dich am besten funktioniert, findest du am besten einfach heraus, indem du es ausprobierst. Es gibt keine festen Regeln für das Journaling, und jede*r kann es auf seine*ihre eigene Weise ausführen und gestalten, um die Vorteile zu maximieren und den individuellen Bedürfnissen und Zielen gerecht zu werden.

Warum Journaling gut für dich ist

Einer der Hauptvorteile des Journaling ist, dass es eine Möglichkeit bietet, unsere Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu verarbeiten. Durch das Aufschreiben von Erlebnissen können wir uns leichter bewusst machen, 

  • was uns gerade beschäftigt, 
  • welche Gedanken und Gefühle wir haben und 
  • und es hilft dabei, diese zu sortieren. 

So können wir lernen, uns selbst besser zu verstehen und einen besseren Umgang mit unseren Emotionen zu finden.

Psychische Probleme können zum Beispiel dadurch entstehen, dass man die eigenen Gefühle über einen längeren Zeitraum hin nicht ernst nimmt oder unterdrückt. Journaling kann dir dabei helfen, eine gute Verbindung zu dir selbst und deinen Emotionen aufrecht zu erhalten.

Journaling kann außerdem dabei helfen, unser Selbstbewusstsein zu stärken. Wenn wir uns regelmäßig Zeit für uns selbst nehmen und dafür, über unsere Erfolge, Stärken und Erfolge nachzudenken und diese aufzuschreiben, kann das dazu beitragen, dass wir uns selbst mehr schätzen und auch unsere eigenen Stärken bewusster werden.

Das Journaling kann auch dazu beitragen, dass wir uns selbst reflektieren und uns persönlich weiterentwickeln. Indem wir unsere Gedanken und Erfahrungen aufschreiben und später wieder lesen, können wir uns bewusster werden, welche Muster und Gewohnheiten wir haben und welche Verhaltensweisen wir ändern möchten.

Journaling kann außerdem dabei helfen, Stress abzubauen und besser zu entspannen. Durch das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen können wir uns ordnen und uns von negativen Gedanken und Emotionen befreien. So ist es leichter möglich, den Fokus auf positive Dinge zu lenken. 

Journaling und wissenschaftliche Erkenntnisse

Eine Studie zeigt, dass es sich positiv auf die mentale Gesundheit auswirken kann, wenn man in Bezug auf belastende Emotionen auch die Situation, die diese möglicherweise ausgelöst hat, nochmal schriftlich festhält.

Journaling bietet demnach eine einfache und kostengünstige Methode, um die eigene psychische Gesundheit zu fördern.

Journaling-Techniken

Fürs Journaling gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und Techniken und auch wenn es auf Deutsch “Tagebuch” heißt, musst du natürlich nicht jeden Tag Journaling betreiben. Versuche aber, es in eine regelmäßige Routine zu integrieren. Oftmals richtet sich die gewählte Technik danach, welche Ziele du erreichen möchtest oder ob es eine bestimmte Art von Gedanken und Gefühlen gibt, die du mit Hilfe des Journalings verarbeiten möchtest. Im Folgenden erfährst du mehr über einige gängige Journaling-Techniken:

1. Freies Schreiben: Beim freien Schreiben geht es darum, einfach zu schreiben. Dabei solltest du dir keine Gedanken über den Klang, den Inhalt, Rechtschreibung oder Grammatik machen, das ist alles ganz egal. Das freie Schreiben soll dabei helfen, Gedanken einfach frei fließen zu lassen und so auch die Dinge zu Papier zu bringen, derer du dir vielleicht gar nicht so bewusst bist. 

2. Affirmationen: Beim Formulieren von Affirmationen geht es darum, positive Aussagen aufzuschreiben, die dir dabei helfen sollen, dein Selbstbewusstsein und -vertrauen zu stärken. Das können beispielsweise Sätze wie folgende sein: "Ich bin stark und mutig" oder “Ich kann meine Prüfung schaffen!”. Passe die Affirmationen einfach an deine individuelle Situation an.

3. Reflektierendes Schreiben: Beim reflektierenden Schreiben geht es darum, über deine gemachten Erfahrungen und Gedanken nachzudenken und diese dann in deinem Tagebuch festzuhalten. Zur Unterstützung des Reflexionsprozesses kannst du dir Fragen stellen wie "Was hat mich heute glücklich gemacht?" oder "Wie kann ich meine Beziehungen verbessern?". Auch hier gilt, finde die Fragen, die zu deiner Situation passen.

4. Gratitude Journaling: Die Dankbarkeitspraxis ist ein Bestandteil der positiven Psychologie. Hier geht es darum, jeden Tag Dinge aufzuschreiben, für die du an diesem speziellen Tag dankbar bist. Das kann dir dabei helfen, dich auf die positiven Aspekte des Lebens zu konzentrieren und ein Gefühl der Dankbarkeit zu entwickeln.

5. Zielorientiertes Schreiben: Beim zielorientierten Schreiben hältst du deine Ziele und Pläne auf dem Papier fest. So kannst du deine Motivation steigern und dich besser und klarer auf deine Ziele konzentrieren. Es kann auch hilfreich sein, aufzuschreiben, wie du deine Ziele erreichen möchtest und mit welchen Schritten du sie erreichen kannst.

6. Brainstorming: Um deine Kreativität zu steigern und neue Ideen zu generieren, kann die Form des Brainstormings hilfreich sein. Du schreibst deine Ideen und Gedanken auf, ohne darüber nachzudenken, ob diese sinnvoll sind oder nicht und ohne sie zu bewerten.

7. 6-Minuten-Methode: Bei dieser Methode geht es darum, morgens und abends jeweils 3 Minuten lang selbst gewählte Fragen zu beantworten. Auch hier kannst du Fragen wählen wie “Wofür bin ich heute dankbar” oder “Was kann ich morgen besser machen”. Das Ziel ist am Ende nicht, genau 3 Minuten zu schreiben, sondern möglichst schnell zu beantwortende Fragen zu wählen.

Hier kannst du noch mehr über Journaling-Methoden erfahren:

Beachte, dass es sich bei dieser Auswahl nur um einige Beispiele handelt. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Journaling-Techniken. Das Wichtigste ist, dass du die wählst, die am besten zu deinen eigenen Bedürfnissen passt. Du kannst die Methoden auch abwechseln, um ein bisschen mehr Spannung in deine Routine zu bringen.

Das Reflexions-Tagebuch “glücklicher” von Selfapy-Psychologin Marie Reisach bietet dir einige spannende Fragen aus dem Bereich der positiven Psychologie an.

Positive Effekte von Journaling

Im Folgenden haben wir nochmal kurz die Vorteile und positiven Effekte von Journaling zusammengefasst.

1. Stressreduktion: Das zu Papier bringen von Gedanken und Gefühlen  kann helfen, Stress und Angstzustände zu reduzieren. Studien haben gezeigt, dass das Schreiben über belastende Ereignisse dazu beitragen kann, die Aktivität des autonomen Nervensystems zu reduzieren. So können körperliche Symptome von Stress minimiert werden. 

2. Verbesserung der Stimmung: Journaling kann helfen, die Stimmung zu verbessern und angenehme  Emotionen zu fördern. Durch das Aufschreiben positiver Erfahrungen und Gefühle erinnerst du dich an diese und positive Gedankenmuster werden verstärkt.

3. Verbesserung der geistigen Gesundheit: Regelmäßiges Journaling kann helfen, Symptome von Depression und Angst zu reduzieren und außerdem das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Leidest du unter einer Depression? Finde es heraus, mit dem Selbsttest von Selfapy:

4. Erhöhung des Selbstbewusstseins: Das Schreiben über Ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen kann dazu beitragen, ein besseres Verständnis für sich selbst zu entwickeln. So können wir unser Selbstbewusstsein stärken und das Wissen um die eigenen Fähigkeiten erhöhen.

5. Förderung von Kreativität: Das Schreiben kann helfen, die Kreativität zu steigern, indem es neue Ideen und Perspektiven fördert und den Geist zum Nachdenken anregt.

6. Verbesserung der Problemlösungsfähigkeiten: Durch das Schreiben über Probleme und Herausforderungen können Gedanken neu geordnet und neue Sichtweisen eingenommen werden, die bei der Lösung von Problemen hilfreich sein können.

Diese positiven Effekte können sich auf verschiedene Aspekte des Lebens auswirken, wie z.B. Beziehungen, Arbeit, Gesundheit und persönliches Wachstum. Regelmäßiges Journaling kann ein wertvolles Instrument sein, um das allgemeine Wohlbefinden zu steigern und eine positive Veränderung im Leben zu erzielen.

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Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. Baikie, K. A., & Wilhelm, K. (2005). Emotional and physical health benefits of expressive writing. Advances in Psychiatric Treatment, 11(5), 338-346.3.
  2. Bindrum, Victoria (2021). Journaling: Wie funktioniert es und was bringt es? Online verfügbar unter https://hellobetter.de/blog/journaling/ [03.05.23].
  3. Pennebaker, J. W., & Smyth, J. M. (2016). Opening up by writing it down: How expressive writing improves health and eases emotional pain. New York: Guilford Press.
  4. Ullrich, P. M., & Lutgendorf, S. K. (2002). Journaling about stressful events: Effects of cognitive processing and emotional expression. Annals of Behavioral Medicine, 24(3), 244-250.
  5. Slatcher, R. B., & Pennebaker, J. W. (2006). How do I love thee? Let me count the words: The social effects of expressive writing. Psychological Science, 17(8), 660-664.
  6. King, L. A. (2001). The health benefits of writing about life goals. Personality and Social Psychology Bulletin, 27(7), 798-807.
  7. Burton, C. M., & King, L. A. (2004). The health benefits of writing about intensely positive experiences. Journal of Research in Personality, 38(2), 150-163.

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