Zurück 04 May 2022 · 14 min lesezeit
von Michaela Asmuß, Hanna Eggebrecht

Die Folgen von Magersucht sind vielfältig. Durch das Untergewicht und die Mangelernährung leiden Körper und Psyche. Einige Folgekrankheiten, etwa die Osteoporose, können dauerhaft bleiben.

Symptome bei Magersucht kennzeichnen sich durch eine überdauernde Störung des Essverhaltens oder des Verhaltens, das auf Kontrolle des Körpergewichts abzielt. Der Fachbegriff für Magersucht ist Anorexie bzw. Anorexia nervosa. Symptome sind körperlich und psychisch bemerkbar. Die Folgen von Magersucht sind nicht immer reversibel: Der Körper arbeitet nur noch auf Sparflamme, um das bisschen Energie, das ihm noch bleibt, zu halten. Ist die Krankheit schon fortgeschritten, kann es dazu kommen, dass Betroffene die Fähigkeit verlieren, ihr Hungergefühl überhaupt wahrzunehmen.

Magersucht: Symptome

Woran erkennt man Magersucht? Symptome und Anzeichen sind körperlich und seelisch:

  • extreme Gewichtsabnahme innerhalb kurzer Zeit (i.d.R. selbst herbeigeführt)
  • streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme
  • Vermeidung hochkalorischer Speisen
  • übersteigerte körperliche Aktivität
  • selbst induziertes Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln
  • Weigerung, das Minimum des für Alter und Größe normalen Körpergewichts zu halten
  • extreme Angst vor Gewichtszunahme und dem Dicksein
  • eine gestörte Körperwahrnehmung hinsichtlich Gewicht, Größe und Form
  • Die Gedanken kreisen ständig um Essen, Nahrung und Figur

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Anorexia nervosa vs. Bulimia nervosa

Eines der klassischen Magersucht-Symptome ist Untergewicht. Doch ein zu geringes Gewicht allein kann nicht Grund für eine Diagnose sein. Es müssen weitere Symptome für Magersucht (Anorexia nervosa) vorliegen, um die Diagnose sicherstellen zu können und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Lies hier mehr zum Unterschied zwischen Anorexia und Bulimia nervosa.

Anorexia nervosa: 

  1. selbst herbeigeführtes Untergewicht durch restriktives Essverhalten und/oder übermäßige körperliche Aktivität 
  2. bei Kindern: fehlende Gewichtszunahme (min. 15% unter Normalgewicht oder dem für Alter und Körpergröße zu erwartenden Gewicht bzw. BMI < 17.5)
  3. Vermeidung „dickmachender“ Nahrung
  4. Selbstwahrnehmung als zu dick (Körperschemastörung)
  5. Hormonelle Störungen

Bulimia nervosa: 

  1. wiederkehrende Essanfälle auf die unangemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen (z.B. selbst induziertes Erbrechen) folgen
  2. Ersten 3 Anorexia nervosa Symptome bei Bulimia nervosa nicht erfüllt (s.o.)

Binge-Eating-Disorder: 

  1. wiederkehrende Essanfälle, ohne regelmäßiges Ergreifen unangemessener Gegenmaßnahmen
  2. Betroffene oft übergewichtig oder adipös

Gemeinsamkeiten:

  • Sehr negatives Körperbild
  • enorme Figur- und Gewichtssorgen
Photo by Markus Spiske from Pexels

Typisches Verhalten bei Magersucht: Anorexia nervosa- Symptome

Neben dem exzessiven Fasten kommt es häufig zum Missbrauch von Abführmitteln und Entwässerungstabletten sowie zu übermäßiger körperlicher Aktivität. Betroffene entwickeln im Krankheitsverlauf diverse Strategien, um weiter an Gewicht zu verlieren. Bei der Anorexia nervosa gibt es verschiedene Typen.

  • Restriktiver Typus: Anorexia nervosa ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (restriktives Essverhalten; oft verstärkte körperliche Aktivität)
  • Binge Eating/Purging Type: Anorexia nervosa mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführen etc., evtl. in Verbindung mit Essanfällen)

Der Schweregrad wird nach dem BMI (Body Mass Index) beurteilt:

  • Leicht: BMI ≥ 17
  • Mittel: BMI 16- 16.99
  • Schwer: BMI 15- 15.99
  • Extrem: BMI < 15

Atypische Magersucht-Symptome

Die untypische Magersucht oder auch atypische Anorexie kommt häufig bei übergewichtigen Jugendlichen vor. Auch sie haben ein gestörtes Verhältnis zum Essen und ihrem Körper. Nehmen Sie massiv ab, haben sie nicht sofort Untergewicht, sondern aufgrund des vorherigen Übergewichtes eher Normalgewicht. Das bedeutet, man sieht ihnen die Essstörung, beziehungsweise das extreme Hungern nicht (sofort) an. Die körperlichen Folgen sind jedoch dieselben wie bei der typischen Anorexie.

Gerade bei Jugendlichen ist der Hormonhaushalt durch die Essstörungen schnell gestört, sodass auch bei jungen Mädchen die Regelblutung ausbleibt. Gefährlich ist auch ein Elektrolytungleichgewicht durch Mangelversorgung, das zu Störungen der Gehirnfunktion, der Herzfunktion und der Nierenfunktion führen kann. Kinder und Jugendliche mit Übergewicht sollten daher immer unter ärztlicher Kontrolle abnehmen, um Essstörungen als Folgeerkrankung zu vermeiden.

Magersucht bei Kindern: Symptome und Besonderheiten

Schon kleine Kinder können unter Essstörungen leiden. Dabei unterscheidet man zwischen Kleinkindern und Kindern bis Jugendlichen. Denn die Symptome für Magersucht bei Kindern sind verschieden. So spricht man bei Kleinkindern noch nicht von Magersucht, sondern von Essstörungen. Im Normalfall wissen Babys und Kleinkinder instinktiv, was ihr Körper benötigt. Einflüsse von außen können diesen Instinkt stören. So ist es zum Beispiel falsch, Kinder dazu zu zwingen, den Teller leer zu essen. Denn das kann die natürliche Wahrnehmung von Hunger und Sättigung stören.

Es ist normal, dass Kinder in verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung ein bestimmtes Essverhalten an den Tag legen. So mögen sie an einigen Tagen nur rotes Gemüse essen, dann wieder nur grünes und dann verweigern sie eine Mahlzeit komplett. All das ist kein Grund zur Besorgnis, solange sich das Gewicht in einem gesunden Bereich befindet. Eltern, die aus Besorgnis heraus ihr Kind zum Essen zwingen, richten größeren Schaden an. Bei Unsicherheiten bezüglich des Essverhaltens von Babys und Kleinkindern ist es sinnvoll, sich an einen Kinderarzt zu wenden.

Anders sieht es bei Kindern ab dem späten Grundschulalter aus. Schon Kinder ab elf Jahren können unter Magersucht leiden. Bei einem Fünftel der Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren finden sich laut Robert Koch-Institut Hinweise auf gestörtes Essverhalten. Mädchen sind dabei fast doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Die Auslöser sind dabei vielfältig und sehr individuell, die Symptome jedoch ähnlich denen von Erwachsenen. Zwar zählen betroffene Kinder häufig keine Kalorien, doch auch bei ihnen ist schon fest im Kopf verankert, dass Essen dick macht.

Magersucht: Folgen

Die Folgen von Magersucht zeigen sich körperlich und psychisch. Das starke Untergewicht wirkt sich auf den gesamten Organismus aus und kann im Extremfall sogar zum Tode führen. Körperliche Folgen von Magersucht können Nährstoffmangel und Elektrolytstörungen mit gravierenden Folgen für nahezu alle Organe umfassen. Magersucht wirkt sich auf Wachstum, Fruchtbarkeit und Knochen aus, weil der Stoffwechsel verlangsamt ist.

Magersucht: Gesundheitliche Folgen

Gesundheitliche Folgen der Magersucht sind vielfältig und gefährlich für dich und deinen Körper. Die starke Abmagerung wirkt sich zudem auf das Herz-Kreislauf-System aus. Puls und Blutdruck sinken dauerhaft ab, auch Atemfrequenz und Herzschlag verlangsamen sich. Das führt zu einer größeren Kälteempfindlichkeit, kann aber auch Schwindel und Ohnmachtsanfälle auslösen. Wer hungert, nimmt automatisch auch weniger Nährstoffe auf. Mit der Zeit stellt sich ein Nährstoffmangel ein, der sich nicht nur auf Haut und Haare auswirkt, sondern auf alle Bereiche des Körpers sowie weitere Magersucht-Symptome. Anzeichen eines Nährstoffmangels sind:

  • Herzrhythmusstörungen (Kaliummangel)
  • Elektrolytmangel (Natrium, Kalium und Magnesium)
  • Hautveränderungen (flaumige Behaarung z.B.)
  • trockene Haut, brüchige Fingernägel (Mangel an Biotin (Vitamin B7))
  • Verformungen der Fingernägel, sogenannte „Uhrglasnägel“
  • Nervenerkrankungen (Polyneuropathie)
  • Infektanfälligkeit

Ein geschwächtes Immunsystem ist typisch bei Magersucht. Erste Symptome dafür können häufigere kleinere Infekte sein. Bei stark ausgeprägter Magersucht mit extremem Untergewicht können Infektionskrankheiten bis hin zum Tod führen. Gleiches gilt für die durch Anorexia nervosa ausgelösten Herzprobleme. Wird die Krankheit behandelt und mit der Zeit wieder ein gesundes, normales Gewicht erreicht, bildet sich ein Großteil der körperlichen Symptome zurück. Einige Folgekrankheiten, etwa die Osteoporose, bleiben jedoch dauerhaft bestehen.

Körperliche Folgen von Magersucht

Je länger eine Magersucht besteht, desto schwerwiegender sind diese. Das sind die körperlichen Folgen von Magersucht:

  • Herz-Kreislaufstörungen
  • Muskelkrämpfe und Muskelschwäche (z.B. Lähmungserscheinungen)
  • Blutarmut (Anämie) und Durchblutungsstörungen
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • brüchige (Osteoporose) und weiche Knochen (Osteomalazie)
  • Magen-Darm-Störungen
  • Nierenfunktionsstörungen

Magersucht: psychische Folgen

Hat die Anorexia nervosa psychische Folgen? Wissenschaftler sagen: ja. Vor allem, wenn die Magersucht in Kindheit und Jugend auftritt, hat das Einfluss auf bestimmte Hirnareale. Hippocampus und die Amygdala entwickeln sich nicht weiter. Das kann mit dafür verantwortlich sein, dass sich später im Leben Depressionen oder Angststörungen entwickeln. Doch auch schon während der Krankheit leidet mehr als die Hälfte aller Magersüchtigen unter Hoffnungslosigkeit, Ängsten, Depression, Panikattacken und unter ihrem zwanghaften, ritualisierten (Nicht-)Essverhalten. Durch das extreme Untergewicht stellt sich eine Art Betäubungszustand ein. Die Gefühle verflachen, Magersüchtige können ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen. Mit einer Gewichtszunahme sollten sich diese seelischen Zustände bessern. Wenn nicht, oder wenn die psychischen Probleme schon vor der Magersucht da waren, liegt höchstwahrscheinlich eine eigenständige psychische Erkrankung vor, etwa eine Angststörung, Depression oder Zwangsstörung.

Magersucht Folgen: Gehirn

Durch den Hungerzustand wird auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Folgen für das Gehirn sind

  • Konzentrationsschwäche
  • Abnahme kognitiver leistungsfähigkeit
  • Abnahme des IQ (um 10 Punkte!)
  • Hirnatrophie: Gehirn schrumpft

Magersucht: soziale Folgen

Eine Essstörung macht einsam. Gibt es anfangs noch Bewunderung für die schlanke Figur, wendet sich die Sicht der Mitmenschen, je mehr der oder die Magersüchtige abnimmt. Magersüchtige fühlen sich von allen unverstanden und reagieren mit sozialem Rückzug. Bald leben sie in ihrer eigenen kleinen Welt, in der sich alles nur noch um Essen, Hunger und Figur dreht.

Magersucht- Folgen: Langzeit

Die Sterblichkeitsrate bei Anorexie-Patienten ist die höchste aller psychischen Erkrankungen. Für 5-20 % endet die Krankheit tödlich. Zudem entwickelt rund ein Viertel der Betroffenen nach Überwindung der akuten Krankheitsphase eine Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Selbst wenn sich das Gewicht normalisiert hat, besteht bei etwa der Hälfte der Betroffenen weiterhin für den Rest des Lebens eine verzerrte Einstellung zu Gewicht und Figur.

  • Fruchtbarkeit: Es gibt kaum ein Hormon, das sich bei Unterernährung nicht verändert. Am deutlichsten zeigt sich die Hormonveränderung bei Frauen und Mädchen durch das Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe). Im akuten Stadium der Magersucht werden Sexualhormone wie Östrogene und Gestagene kaum noch ausgeschüttet, die Hormontätigkeit ist vergleichbar mit der eines Kindes. Steigt das Gewicht wieder auf Normalmaß, normalisieren sich auch die Hormonwerte wieder, die Regelblutung setzt wieder ein.
  • Osteoporose: Bei Magersüchtigen ist der Knochenstoffwechsel gestört. Die Knochen werden porös und brüchig. Dafür verantwortlich sind unter anderem ein verminderter Östrogenspiegel, Kalziummangel und ein hoher Cortisolspiegel (ein Stresshormon). Östrogene unterstützen die Einlagerung von Kalzium in die Knochenmatrix. Vor allem im Kindes- und Jugendalter ist dieser Vorgang wichtig, um ein starkes Skelett aufzubauen. Ist der Östrogenspiegel durch die Magersucht in dieser Zeit reduziert, hat das eine geringere Knochendichte zur Folge. Die Veränderung der Knochendichte ist nicht mehr rückgängig zu machen, auch wenn das Gewicht sich wieder normalisiert.
  • Wachstumsstörungen: Bei einem frühen Beginn der Magersucht führen die hormonellen Veränderungen zu einer Verzögerung der Pubertät und der körperlichen Entwicklung. Auch das Wachstum verlangsamt sich. Bei Mädchen kann sich der Beginn der Menstruation verzögern oder komplett ausbleiben.

Magersucht: Ursachen und Auslöser

Als Ursachen für Magersucht werden verschiedene Optionen diskutiert. Darunter biologische, psychologische und gesellschaftliche Magersucht-Ursachen. Magersucht bei Erwachsenen und Magersucht bei Kindern haben ähnliche Ursachen. Insbesondere die biologischen Faktoren betreffen alle Altersgruppen. So können Verwandte von Betroffenen ein erhöhtes Risiko haben, selbst an Magersucht zu erkranken. Je enger der Verwandtschaftsgrad, desto höher das Risiko. Man vermutet, dass verschiedene Gene das Risiko begünstigen. Aber auch bestimmte Botenstoffe und Hormone, die auf das Zentrum im Gehirn wirken, können eine Magersucht begünstigen – zumindest sind sie am Fortbestand der Krankheit beteiligt. Wie genau diese Mechanismen funktionieren, ist noch nicht endgültig untersucht.

Magersucht: Psychische Ursachen

Zu den psychischen Ursachen von Magersucht und Bulimie gehören zum einen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus oder Zwanghaftigkeit. Beispielsweise auch ein geringes Selbstwertgefühl führt mitunter zu Magersucht. Psychische Ursachen können durch äußere Einflüsse verstärkt werden. Etwa durch negatives Feedback von Familie, Freunden oder in der Schule. Wenn vor allem Jugendliche das Gefühl haben, den Anforderungen der jeweiligen Lebensphase nicht gewachsen zu sein, bestärkt sie das in ihrem verminderten Selbstwertgefühl.

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“Nothing tastes as good as skinny feels” (Kate Moss)

Magersucht: Gesellschaftliche Ursachen

Zu den äußeren Einflüssen, die eine Magersucht begünstigen können, gehören soziale und gesellschaftliche Ursachen. Nicht nur in den westlichen Industrienationen, aber insbesondere dort, transportieren Werbung und seit einigen Jahren auch die sozialen Medien Schönheitsideale, die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Gerade Jugendliche in der Pubertät sind jedoch äußerst anfällig für solche Ideale und eifern ihren Idolen auf Instagram und Co. nach. Sie wollen vermeintlich ebenso schön und schlank sein wie die Influencer. Dass viele Fotos mit Filtern bearbeitet sind, wird dabei nicht bedacht. Auch wenn anfangs nur der Wunsch nach einer leichten Gewichtsreduktion oder einer einmaligen Diät steht, kann der Weg in die Magersucht schleichend sein. Das Nacheifern vermeintlicher Idealbilder gehört daher zu den typischen Anorexia-nervosa-Ursachen.

Magersucht-Ursachen: Familie als Faktor

Auch die Familie gehört manchmal zu den Magersucht-Ursachen. Mutter, Vater, Geschwister und das Verhältnis zu ihnen können eine große Rolle spielen. Der Umgang mit (zu) hohen Anforderungen der Eltern, regelmäßige Vergleiche mit Geschwistern, aber auch Probleme mit Nähe und Distanz innerhalb der Familie können sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken und somit einen möglichen Faktor für eine Magersucht verstärken.

Durch das Gefühl von Verzweiflung und Hilflosigkeit seitens der Eltern, hat die Erkrankung einen erheblichen Einfluss auf die Familie. Da die Nahrungsaufnahme nicht erzwungen werden kann, verfügen Betroffene unbewusst über ein Macht- und Druckmittel, womit sie bestehende Konflikte im Familiensystem stark steuern können. Oft herrscht in betroffenen Familien starke Spannung zwischen den Familienmitgliedern. Ein hoher elterlicher Anspruch gute Leistungen zu erbringen und stets diszipliniert zu sein, kann von Betroffenen auf die Figur bezogen werden. In der Regel neigen Familien mit diesen Tendenzen dazu, Konflikte nicht auszutragen, was ebenfalls die Entstehung einer Magersucht begünstigen kann.

Photo by cottonbro from Pexels

Magersucht bei Männern: Ursachen und Besonderheiten

Die Ursachen von Magersucht bei Männern und auch die Symptome sind ähnlich denen bei Frauen. Gleiches gilt für Magersucht bei Jungen. Ursachen sind auch hier häufig Perfektionismus, der zwanghafte Wunsch nach einem perfekten Aussehen oder auch ein zu geringes Selbstwertgefühl. Bei Männern kann das gestörte Verhältnis zum Körper nicht nur zu Magersucht führen, sondern auch zu Muskelsucht. Gerade Jungen in der Pubertät empfinden sich oft als zu schmächtig. Ihr Tagesablauf ist dann nicht vom ständigen Gedanken ans Essen bestimmt, sondern vom körperlichen Training.

Magersucht und Schwangerschaft

Eine Essstörung in der Schwangerschaft wird auch als „Pregorexia“ bezeichnet. Eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort „Pregnancy“ für Schwangerschaft und „Anorexia“ (Appetitlosigkeit). Magersucht in der Schwangerschaft hat Folgen für das Kind. Denn verzichtet die Mutter auf wichtige Nährstoffe während der Schwangerschaft, erhält auch das Ungeborenen diese Nährstoffe nicht. Die Folge: starkes Untergewicht beim Baby. Die Unterernährung kann mittel- oder langfristig zu Entwicklungsverzögerungen, Behinderungen oder Anfälligkeit für weitere Erkrankungen führen. Auch eine erhöhte Sterberate im ersten Lebensjahr sowie Früh- und Fehlgeburten werden mit Magersucht in der Schwangerschaft in Verbindung gebracht.

Die essgestörte Mutter wird in der Schwangerschaft noch weiter geschwächt, da der Körper versucht, so viele Nährstoffe wie möglich dem Ungeborenen zuzuführen. Poröse Knochen können bei der Geburt zu einem Beckenbruch führen, und das Stillen ist problematisch, da der unterernährte Körper kaum Muttermilch bilden kann.

Wenn du schwanger bist und unter Magersucht leidest, suche das offene Gespräch mit deine:r Ärzt:in. Eine Psychotherapie und Selbsthilfegruppen unterstützen dich, damit du und dein Kind Schwangerschaft und Geburt gut überstehen.

Hilfe finden

Selbsthilfegruppen und weitere Unterstützung findest du hier:

www.bzga-essstoerungen.de
www.cinderella-beratung.de
www.anad.de
www.magersucht.de

Hilfe bei Suizidgedanken

Hast du den Wunsch, dich umzubringen oder denkst du an Selbsttötung, dann wende dich bitte umgehend an dein*e Hausärzt*in, ein*e Psycholog*in, die nächste psychiatrische Klinik oder eine*n Notärzt*in unter der Telefonnummer 112.
Du erreichst die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter:
0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
www.telefonseelsorge.de
Kinder
  • und Jugendtelefon:
0800-111 0 333 (kostenfrei, Mo-Sa: 14-20 Uhr)
www.nummergegenkummer.de

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Typisches Verhalten bei Magersucht & Mehr Infos

Liste von Filmen (Auswahl) zu Magersucht

  • „To the Bone“ (2017)
  • „Thin“ (2006)
  • „Primo Amore“ (2004)
  • „Dying to Dance“ (2001)
  • „Malos hábitos“ (2005)
  • „Magersüchtig – Schrei nach Liebe“ (1994)
  • „Vincent will Meer“ (2010)
  • „Delicious – Liebe geht durch den Magen“ (2013)
  • „Keine Sorge, mir geht’s gut“ (2006)

Ein Artikel von

Michaela Asmuß Psychologin

Hanna Eggebrecht Redakteurin · B.Sc. Psychologie | M.Sc. Psychotherapie

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Quellenangaben

  1. Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES. (o. D.) Magersucht oder Anorexie (Anorexia nervosa). https://www.aes.ch/anorexie
  2. Bundesfachverband Essstörungen (BFE) (o. D.) Anorexia nervosa. https://www.bundesfachverbandessstoerungen.de/essstoerungen/magersucht-anorexia-nervosa.php
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (Hrsg.) (o. D.). Essstörungen. Arbeit mit Selbsthilfegruppen. Ausgabe 4.15.6.04, 1. Überarbeitete Fassung.
  4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (Hrsg.) (2000, Oktober). Essstörungen. Leitfaden für Eltern, Angehörige, Partner, Freunde, Lehrer und Kollegen. Ausgabe 4.30.05.04, 1. Überarbeitete Auflage.
  5. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (Hrsg.) (2004, Juli). Essstörungen … was ist das? Ausgabe 1.150.7.04, 1.
  6. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Magersucht.
    https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/?L=0
  7. dasgehirn.info (o. D.). Wenn Magersucht das Hirn auszehrt. https://www.dasgehirn.info/krankheiten/sucht/wenn-magersucht-das-hirn-auszehrt
  8. Deutsches Ernährungsberatungs- & informationsnetz (o. D.). Essstörung. Anorexia nervosa. https://www.ernaehrung.de/tipps/essstoerungen/essstoerungen11.php
  9. Ehrlich, S. (2010). Habilitationsschrift: Neurobiologie der Anorexia Nervosa. Med. Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin. https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/5589/ehrlich_habi_draft_0116a10_20110502.pdf?sequence=1&isAllowed=y
  10. Essstörungen Aargau (2021). ICD-10 und DSM-V.
    https://essstörungen-aargau.ch/de/Therapeutische-Fachpersonen/Diagnostik/DSM-IV-und-ICD-10
  11. Essstörungen Aargau (2021). Magersucht (Anorexie). https://essstörungen-aargau.ch/de/Therapeutische-Fachpersonen/FAQ/Magersucht-Anorexie
  12. Fichter, M. M. & Hofmann, U. (o. D.). Körperliche Folgen und Risiken bei Essstörungen.
    https://cinderella-beratung.de/images/pdf/koerperliche_folgen.pdf
  13. Goris, E. (2001, Oktober). Und die Seele wird nie satt … Ein Ratgeber zur Überwindung von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Heyne
  14. Hellerhoff et al. (2021). Differential longitudinal changes of neuronal and glial damage markers in anorexia nervosa after partial weight restoration. Translational Psychiatry (Publ. 9. Feb. 2021)11:86 https://doi.org/10.1038/s41398-021-01209-w
  15. Herpertz, S., de Zwaan, M., Zipfel, S. (2008). Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer
  16. Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (o. D.). F50.- Essstörungen. https://www.icd-code.de/icd/code/F50.0-.html
  17. Navigator Medizin (2021, 20. August). Verursacht Magersucht Magen-Darm-Beschwerden?
    https://www.navigator-medizin.de/krankheiten/essstoerungen/magersucht/magen-darm-probleme.html
  18. Navigator Medizin (2021, 5. Juli). Warum leiden Magersüchtige häufig unter Verstopfung?
    https://www.navigator-medizin.de/krankheiten/essstoerungen/magersucht/warum-verstopfung.html
  19. Navigator Medizin (2021, 6. Juli). Welche Spätfolgen gibt es nach überstandener Magersucht & Bulimie? https://www.navigator-medizin.de/krankheiten/essstoerungen/magersucht/spaetfolgen.html
  20. Netzwerk Essstörungen (o. D.). Diagnosekriterien DSM V. Diagnostische Kriterien für Essstörungen. https://www.netzwerk-essstoerungen.at/diagnosekriterien-dsm-iv/
  21. Nolte, A. (2013). Essstörungen. Hilfe bei Anorexie, Bulimie und Binge-Eating. Stiftung Warentest
  22. Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden (2021. 10. Februar). Magersucht lässt die Hirnmasse schrumpfen und dämpft die kognitive Leistungsfähigkeit. https://tu-dresden.de/med/mf/die-fakultaet/newsuebersicht/magersucht-laesst-die-hirnmasse-schrumpfen-und-daempft-die-kognitive-leistungsfaehigkeit
  23. Therapie-Centrum für Essstörungen TCE. (o. D.) Welche Auswirkungen haben Essstörungen in der Schwangerschaft? https://www.tce-essstoerungen.de/ueber-tce/haeufige_fragen/essstoerungen_in_der_schwangerschaft.php

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