Zurück 18 May 2022 · 3 min lesezeit
von Hanna Eggebrecht

Patientinnen mit Essstörungen müssen frühzeitig Hilfe erhalten, da diese Art der psychischen Störungen unbedingt behandelt werden sollten. Um Anzeichen für eine Essstörung zu erkennen, kann ein Essstörung- Selbsttest helfen.

Habe ich eine Essstörung? Test

Essstörung erkennen: Früherkennung

Die öffentliche Verfügbarkeit von Informationen zum Thema Essstörungen fördert die Früherkennung maßgeblich. Am Beginn einer Essstörung haben Betroffene in der Regel noch keinen Zugang zu Therapeuten, Fachärzten oder Berater:innen. Hausärzte sind oft die erste Anlaufstelle, wenn es um die Erkennung einer Essstörung geht. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Personengruppen gelten, die höhere Risiken für Essstörungen oder bereits selektives Essverhalten aufweisen:

  • Patientinnen mit niedrigem Körpergewicht oder starkem Gewichtsverlust
  • Patientinnen mit Adipositas und/oder starker Gewichtszunahme 
  • Patientinnen mit Amenorrhö oder Infertilität
  • Patientinnen mit Zahnschäden
  • Sorgen über Gewicht werden geäußert, aber Normalgewicht liegt vor
  • Übergewicht
  • gastrointestinale Störungen, die nicht eindeutig einer anderen medizinischen Ursache zugeordnet werden können
  • Kinder und Jugendliche mit Wachstumsverzögerung
  • Patientinnen, die im Unterhaltungsbereich, in der Mode- oder Ernährungsbranche arbeiten
  • Leistungssportlerinnen
  • Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich besorgt zeigen über ihr Gewicht und Essverhalten.

Für die Früherkennung kann zudem die sogenannte J1 (Vorsorgeuntersuchung) wichtig sein. Hier wird beim Arzt zwischen dem 12 und 14. Lebensalter gezielt und altersangemessen nach Essverhalten und Gewichtsverlauf gefragt.

Gestörtes Essverhalten: Diagnostik

Falls der Verdacht auf eine Essstörung besteht, wird meistens zuerst beim Hausarzt formal überprüft, ob die Kriterien bzw. Symptome einer Essstörung nach dem ICD oderDSM erfüllt werden (offizielle Diagnosesysteme). Danach werden Interviews und Checklisten mit Psychotherapeut:innen oder Ärzt:innen durchgegangen. Die ausführliche Diagnostik beim Verdacht auf eine Essstörung sollten die Betroffenen in Unterbekleidung und ohne Schuhe gewogen und gemessen werden. Die Auswertung der Messwerte wird anhand von aussagekräftigen Formeln wie dem BMI (Body Mass Index = kg/m2) oder Normwerten und Tabellen gemacht. Aber nicht nur der BMI entscheidet, ob eine Essstörung vorliegt- auch der Verlauf des Gewichts (zum beispiel deutliche Zunahme oder Abnahme in kurzen Zeiträumen) ist von Bedeutung und wird in die Diagnostik von Essstörungen mit einbezogen.

Essstörung - Test: Welche Tests gibt es?

Um eine Essstörung richtig zu erkennen, werden von Ärzten und Psychologen verschiedene Testverfahren genutzt. Es ist enorm wichtig, dass diese Tests wissenschaftlich untersucht und ihre Genauigkeit auch belegt ist, da die am Ende entstehende Diagnose eine Therapie induzieren kann. Auf Basis einer Diagnose können auch Medikamente verordnet werden und eine Diagnose ist auch immer in gewisser Weise ein “Stempel” für die Person. Folgende Essstörung- Tests sind eine Auswahl erforschter, belegter und von Expert:innen genutzter Tests.

  • Eating Disorder Examination (EDE)
  • Strukturiertes Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen zur Expertenbeurteilung (SIAB-EX)
  • Eating Disorder Examination für Kinder (ChEDE)
  • Body Checking Cognitions Scales (BCCS)
  • Body Checking Questionnaire (BCQ)
  • Body Image Avoidance Questionnaire (BIAQ)
  • Eating Attitudes Test (EAT)
  • Eating Disorder Inventory (EDI, EDI-2)
  • Fragebogen zum Essverhalten (FEV)
  • Fragebogen zum Figurbewusstsein (FFB)

Woran erkennt man eine Essstörung ? - Typisches Verhalten

Essstörungen erkennt man an einem typischen Bündel von auffällig zielorientierten Verhaltensweisen. Ein Essstörung- Test kann erste Anhaltspunkte bieten, ersetzt aber keine fachliche Diagnose. Meistens können Angehörige oder Freunde von Betroffenen einer Essstörung folgende Anzeichen erkennen.

Maßnahmen, um Gewicht zu reduzieren oder niedrig zu halten:

  • Checking Behavior (ständiges Wiegen oder Kontrolle des Umfangs von Körperteile oder Hautfalten; Überprüfung des eigenen Aussehens im Spiegel)
  • Vermeiden hochkalorischer, fetthaltiger oder kohlenhydrathaltiger Nahrungsmittel
  • Auslassen von Mahlzeitbestandteilen wie Nachtisch oder einer ganzen Mahlzeit
  • Kauen und Ausspucken von Nahrung
  • Bilanzieren von Mahlzeiten durch den Erwerb von Kalorienwissen und Kalorienzählen 
  • Abwiegen aller Nahrungsmittel
  • Vermeiden von Nahrungsmitteln, deren Kaloriengehalt nicht eindeutig bestimmbar ist
  • Verwenden von Süßstoffen, Fettersatzstoffen und Light-Produkten
  • Nutzung pharmakologischer Appetitzügler, Nikotin, Kokain oder anderer Stimulantien zur Appetitkontrolle
  • Verändern des Mahlzeitenrhythmus, beispielsweise durch Beschränkung der Zufuhr auf eine einzige Mahlzeit pro Tag oder durch eine selbstauferlegte Struktur mit einer Vielzahl von Kleinstmahlzeiten
  • Exzessiver Konsum von Flüssigkeiten vor den Mahlzeiten, um die Nahrungsaufnahme zu begrenzen
  • Flüssigkeitseinschränkung, um die Nahrungsaufnahme z. B. durch Mundtrockenheit zu beschränken
  • Auswahl und Zufuhr von unattraktiven oder z. B. durch Versalzen oder scharfe Gewürze ungenießbar gemachten Nahrungsmitteln
  • Nutzen von Ekelkonditionierungen, um die Zufuhr von attraktiven Nahrungsmitteln zu blockieren (z. B. die Vorstellung, dass Schokolade durch Mäusekot verunreinigt ist).
  • Nicht in Gemeinschaft essen, um eine Ablenkung beim Essen oder andere soziale Einflüsse zu vermeiden
  • Nutzen von einengenden Bauchgürteln, beengender Kleidung oder Muskelanspannung, um beim Essen ein frühzeitiges Völlegefühl zu erzeugen
  • Nutzen von Zungenpiercings oder Selbstverletzungen im Mundraum, um die Nahrungsaufnahme zu erschweren.

Ein Artikel von

Hanna Eggebrecht Redakteurin · B.Sc. Psychologie | M.Sc. Psychotherapie

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